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vanOoijen
2 years ago

Ich habe mal ein paar Quellen zusammengestellt. Anhand dieser kannst Du gerne selber weiter recherchieren.

Die sogenannte kleine Eiszeit – eine dramatische Klimaverschlechterung, die über Jahre hinweg ganze Ernten zerstörte –, die damit verbundenen großen Agrarkrisen und die große Pestepidemie von 1347/48 bewirkten einen dramatischen Bevölkerungsrückgang.

Schätzungen zufolge starben in Europa 20 bis 25 Millionen Menschen. Das entspricht einem Drittel der damaligen Bevölkerung. Diese extremen Bedingungen schufen das Ausgangspotenzial für die Entfaltung der Renaissance.

Quelle: https://www.planet-wissen.de/geschichte/neuzeit/die_renaissance_das_goldene_zeitalter/pwiedieneueepoche100.html

Sowie einen Link der TU-Dresden, der sich genau mit dem Thema: “Die Pest in der frühen Neuzeit” befasst – aber unfassbar langsam lädt: https://tu-dresden.de/gsw/phil/powi/dpb/studium/lehrveranstaltungen/die-pest-in-der-fruehen-neuzeit-ein-ferner-spiegel

Ich hoffe das hilft Dir weiter.

yamat501
2 years ago

schwer zu sagen aber sie begünstigte auf jeden Fall in einigen Ländern die Entstehung des Bürgertums und der Großgrundbesitzer

Eisenwind
2 years ago
Reply to  yamat501

Aha. Wie kommst du denn nur darauf

yamat501
2 years ago
Reply to  Eisenwind

Durch Forschungen aus GB, die belegen, dass durch die dortigen Pestpandemien, die Landbevölkerung so stark ausgedünnt war dass Löhne für Arbeiter massiv anstiegen. Was wiederum die Entstehung von Handwerksgilden begünstigte was wiederum auch durch erhöhte Steuereinnahmen den Städten zu Gunsten kam- Auch die Landbevölkerung war betroffen, so das massive Leerstände auf Gehöften vorhanden waren und diese teils zu Spotpreisen von lokalen Adligen verkauft / verpachtet wurden um Hungersnöte einzudämmen.

yamat501
2 years ago

Die Menschen war durchaus gebildet und kannten sich hervorragend in der Natur und vor allem in ihrem Arbeitsbereich (Landwirtschaft) aus. Keine schulische Bildung, das ist wahr, aber dies ist ja nur eine Bildungsform. Nein, die Menschen wussten durchaus was Krankheiten sind, wenn sie auch nicht immer die Ursache kannten. Antoniusfeuer war hingegen nichts geheimnisvolles.

mag sein, dass ich da das Wissen der Bevölkerung durchaus unterschätze

Mag durchaus sein. Wichtiger ist jedoch die kleinteilige Wirtschaft und die regionale Nahrungsversorgung. Ein massives Unwetter für einige Tage konnte dann in einer kleinen Region für Probleme sorgen, während woanders dies nicht einmal bemerkt wurde. Für den Sommer halte ich das nicht einmal für ein Problem, doch zur Erntezeit vor dem Winter… da könnte es ab und an kritisch geworden sein. Allerdings: Im Mittelalter kommen Hungersnöte seltener vor als in späteren Epochen.

ja durchaus gefährlich waren Gewitter zu jeder Jahreszeit nach dem gesät wurde, also sowie die Pflanzen aus dem Erdreich kamen. Ein Hagelschauer während des Gewitters und die Saat war fürn Allerwertesten

Ich glaub, da bist du auf dem Holzweg 🙂 und ich weiß auch nicht genau, was du damit aussagen willst. Mehr Kinder für den Krieg? Wer hätte dies planen und vor allem durchführen sollen? Nein, so funktionierte auch das Kriegswesen in dieser Zeit überhaupt nicht. Die Bauern konnte man schon mal nicht zum Waffendienst verpflichten. Denn diese waren ja aufgrund des Feudalismus frei vom Waffendienst. Auch gab es ja keine stehenden Heere oder überregionale militärische Organisationen.

Überlege gerade wie ich das halbwegs kurz zusammen fassen kann ohne es dadurch es zu sehr zu verwässern. Also überregionale militärische Dienste kamen mit den Kreuzzügen durchaus auf und Söldner gabs auch damals schon in größeren und kleineren Gruppierungen. Mal als Bsp – auch wenn ich mir wegen der zeitlichen Epoche gerade nicht ganz sicher bin ob die da jetzt passen wäre der Templerorden bzw allgemein die Ritterorden Johanniter sollten in die Zeit passe Malteser waren minimal später glaub ich. Egal was da nun zeitlich exakt passt ist erstmal weniger wichtig, wichtig ist eher die Werbepolitik. Da spielten Kirche und diese Orden Hand in Hand – Sündenbefreiung und teils direkte Käufe von jungen Burschen als Knappen. Und so manch Bauersfamilie die so schon das eine oder andere Mal am Hungertuch nagte gab dann halt den 8.,9. oder 10 geborenen in die Hände von Klöstern oder Ordenshäusern. Auch kamen die ersten Waisenhäuser in der Zeit auf, zu mindestens ist mir kein älteres im mittelalterlichen Europa bekannt als das in FFA (um 1220 gegründet), die die Kinder dann auch an alle möglichen Leute verkauften um eine Art Auslöse zu erhalten wenn diese ein Handwerk erlernten oder irgendwo eine Anstellung bekamen – da bekommt man dann auch Soldaten her.

Hoffe hab das jetzt nicht zu knapp zusammen gerafft

Eisenwind
2 years ago

Ich beginne bei dir hinten im Text 🙂

man konnte verseuchtes Mehl im nachhinein erst erkennen wenn es zur Vergiftung kam

Du bist sehr spekulativ. Ich bleibe bei meiner Einschätzung, zumal die Erkrankung der Kornähren wirklich nicht zu übersehen sind:

comment image

nur wenn da jemand im Dorf war der bissel gebildet war und es nicht als Werk von Dämonen oder Strafe Gottes abgetan hatte

Die Menschen war durchaus gebildet und kannten sich hervorragend in der Natur und vor allem in ihrem Arbeitsbereich (Landwirtschaft) aus. Keine schulische Bildung, das ist wahr, aber dies ist ja nur eine Bildungsform. Nein, die Menschen wussten durchaus was Krankheiten sind, wenn sie auch nicht immer die Ursache kannten. Antoniusfeuer war hingegen nichts geheimnisvolles.

Hungersnöten kann ich mir vorstellen, dass man ehe man verhungerte auch solche Risiken in Kauf nahm

Das sind tatsächlich die Ausnahmen, wo ich mir vorstellen könnte, dass es da zu solchen “Nebenwirkungen” einer Katastrophe gekommen war. Nur waren Hungersnöte nicht allzu zahlreich, auch nicht Mitte des 13. Jahrhunderts.

Das Hungersnötige regional respektive lokaler begrenzt waren, lag einfach an den weniger stark verbundenen Handelsnetzen und der Kleinstaaterei (einschließlich der vielen kleinen Fürstentümer und Lehen innerhalb der größeren Monarchien), die Welt war global weniger verbunden. Und natürlich auch weniger stark bevölkert als heute das spielt natürlich auch dolle mit hinein.

Mag durchaus sein. Wichtiger ist jedoch die kleinteilige Wirtschaft und die regionale Nahrungsversorgung. Ein massives Unwetter für einige Tage konnte dann in einer kleinen Region für Probleme sorgen, während woanders dies nicht einmal bemerkt wurde. Für den Sommer halte ich das nicht einmal für ein Problem, doch zur Erntezeit vor dem Winter… da könnte es ab und an kritisch geworden sein. Allerdings: Im Mittelalter kommen Hungersnöte seltener vor als in späteren Epochen.

Einer der wichtigsten Punkte dürfe die Einführung der 3 Felder Wirtschaft sein. Diese verbreitete sich ja so ab 1100 in Europa und führte natürlich zu höheren Erträgen erst mal und diese natürlich auch zu einem Bevölkerungsboom

Nicht vergessen, nur nicht erwähnt. Klar spiele die eine wichtige Rolle in der Versorgungssicherheit der Menschen.

Die 2. wichtige Komponente waren die Kreuzzüge, wer Krieg führen will brauch Soldaten und damals wurden aus Knaben dann Soldaten.

Ich glaub, da bist du auf dem Holzweg 🙂 und ich weiß auch nicht genau, was du damit aussagen willst. Mehr Kinder für den Krieg? Wer hätte dies planen und vor allem durchführen sollen? Nein, so funktionierte auch das Kriegswesen in dieser Zeit überhaupt nicht. Die Bauern konnte man schon mal nicht zum Waffendienst verpflichten. Denn diese waren ja aufgrund des Feudalismus frei vom Waffendienst. Auch gab es ja keine stehenden Heere oder überregionale militärische Organisationen.

Grundsätzlich will ich dir aber gar nicht so dolle widersprechen. Die kleine Eiszeit, wann auch immer man sie exakt datieren möchte, hat definitiv zu einer erheblichen Verschlechterung geführt, nachdem es so lange schön in Europa gewesen war.

yamat501
2 years ago

Das freut mich, denn ich diskutiere gern. Nur sind für den Zeitraum, den du nennst, diese Hungersnöte überhaupt nicht systemisch.

Ich ebenso gerne wenn da ein halbwegs fachliches Echo zurück kommt und im Idealfall alle teilnehmenden etwas neues lernen hat es sogar noch einen Sinn 😀

Systemisch müsse Hungersnöte nicht sein für eine Klimaveränderung wären gerade unvorhersehbare Extreme eher bezeichnend die erst bei langsamer Stabilisierung wieder zunehmend zyklischen Verlauf annehmen. Zu mindestens sieht das so die heutige Computer gestützte Wetterforschung – der will ich da mal nicht widersprechen.

Das Hungersnötige regional respektive lokaler begrenzt waren, lag einfach an den weniger stark verbundenen Handelsnetzen und der Kleinstaaterei (einschließlich der vielen kleinen Fürstentümer und Lehen innerhalb der größeren Monarchien), die Welt war global weniger verbunden. Und natürlich auch weniger stark bevölkert als heute das spielt natürlich auch dolle mit hinein.

Mit dem Bevölkerungsanstieg hast du durchaus recht (mal für andere falls jemand die Debatte verfolgt https://www.watson.ch/wissen/history/754290139-von-150-millionen-auf-7-3-milliarden-menschen-in-dreieinhalb-minuten), ich möchte aber mal behaupten du vergisst da noch ein paar Punkte mit einzubeziehen. Einer der wichtigsten Punkte dürfe die Einführung der 3 Felder Wirtschaft sein. Diese verbreitete sich ja so ab 1100 in Europa und führte natürlich zu höheren Erträgen erst mal und diese natürlich auch zu einem Bevölkerungsboom. Die 2. wichtige Komponente waren die Kreuzzüge, wer Krieg führen will brauch Soldaten und damals wurden aus Knaben dann Soldaten. Ist jetzt aber nur mein Gedanke dazu, ob das wissenschaftlich so haltbar wäre müsste ich erst prüfen. Allerdings und das ist jetzt wieder wissenschaftlich haltbar setzen beide Effekte zeitverzögert ein, man hat nicht von jetzt auf gleich einen explosiven Anstieg respektive Abfall. Deswegen hielt der Boom auch noch an als eigentlich schon die Zeichen auf 5 nach 12 standen.

Ein oft behauptetes Vorurteil. Der Grund ist, daß es tatsächlich Aufzeichnungen über das St. Antoniusfeuer gibt, [….]

Allenfalls ist es denkbar, dass mal bei einer Ernte Mutterkorn ins Mehl gekommen war und dann eine größere Gruppe vergiftet wurde. So, wie solche Dinge auch heute noch dann und wann geschehen. Aber das sind dann Einzelfälle. Keinesfalls waren diese Vergiftungen häufig.

Häufiger als heute auf jeden Fall, denn man konnte verseuchtes Mehl im nachhinein erst erkennen wenn es zur Vergiftung kam und selbst dann nur wenn da jemand im Dorf war der bissel gebildet war und es nicht als Werk von Dämonen oder Strafe Gottes abgetan hatte. Sonst gehe ich aber durchaus mit das es eher am schlampigen Produktionsprozess lag als an direktem willentlichem Verzehr. Wobei ich auch weiß was Hunger bei Menschen bewirken kann, also in Hungersnöten kann ich mir vorstellen, dass man ehe man verhungerte auch solche Risiken in Kauf nahm

Eisenwind
2 years ago

Das freut mich, denn ich diskutiere gern. Nur sind für den Zeitraum, den du nennst, diese Hungersnöte überhaupt nicht systemisch. Es kam in der gesamten Vormoderne immer wieder zu Hungersnöten. Im Mittelalter blieben sie jedoch regional und zeitlich sehr begrenzt.

Sowohl die Schriftquellen als auch Funde zeichnen ein ganz anderes Bild, nämlich ein recht gutes.

Gerade um 1250 stieg die Bevölkerung beachtlich in Mitteleuropa, vor allem in Deutschland.

gab damals viele Fälle von Mutterkornvergiftungen

Ein oft behauptetes Vorurteil. Der Grund ist, daß es tatsächlich Aufzeichnungen über das St. Antoniusfeuer gibt, also die Vergiftungserkrankung. Das sind aber Einzelfälle, die lediglich bekannt geworden sind und dadurch in der Wahrnehmung heute so präsent sind.

Das Problem dabei ist nämlich, dass man sich kaum versehentlich mit Mutterkorn vergiften kann. Denn diesen Befall kann man sofort mit bloßen Auge an der Kornähre sehen! Es handelt sich um dicke, schwarze Wülste am Korn. Das sieht man mit dem ersten Blick und das schaut auch sehr abschreckend aus. Das isst man nicht! Vor allem weil ja bekannt war, dass es tödlich ist.

Allenfalls ist es denkbar, dass mal bei einer Ernte Mutterkorn ins Mehl gekommen war und dann eine größere Gruppe vergiftet wurde. So, wie solche Dinge auch heute noch dann und wann geschehen. Aber das sind dann Einzelfälle. Keinesfalls waren diese Vergiftungen häufig.

yamat501
2 years ago

Aber wie gesagt, schon über 100 Jahre zuvor kam es überall zu Städtegründungen, tausende neue Städte. Die Bevölkerung wuchs aufgrund des guten Klimas (übrigens deutlich wärmer als heute;) ) und das städtische Bürgertum entstand als die ersten Städte sich selbst verwalteten.

da würde ich jetzt aber dann doch energisch widersprechen. Die sogenannte kleine Eiszeit begann offiziell um 1348, da gabs vorab aber schon gravierende Klimaveränderungen die gerade schon so 1250 in D zu massiven Hungersnöten und Versumpfung des Landes führten gab damals viele Fälle von Mutterkornvergiftungen

Eisenwind
2 years ago

Du bist doch recht gut informiert.

Das Mittelalter ist eine spannende Epoche. Also möglicherweise sind die Ergebnisse tatsächlich erst 5 Jahre alt, aber sie beziehen sich auf die britischen Inseln. Für dem deutschen Raum istbdss jedenfalls eigentlich nichts neues. 1/3 der Menschen starben, ganze Dörfer waren vollkommen ausgestorben, also stieg der Wert für Arbeit sehr hoch, während Land billig war.

Vergessen darf man aber nicht, dass auch der Adel genauso gestorben war. Es kam also zu sehr, sehr großen Umverteilungen.

Aber wie gesagt, schon über 100 Jahre zuvor kam es überall zu Städtegründungen, tausende neue Städte. Die Bevölkerung wuchs aufgrund des guten Klimas (übrigens deutlich wärmer als heute;) ) und das städtische Bürgertum entstand als die ersten Städte sich selbst verwalteten.

Aber natürlich hat die Pest bestimmte Entwicklungen begünstigt.

yamat501
2 years ago

ich bin auf dem Gebiet kein Experte 😉 sondern nur etwas an Geschichte interessiert, also genauere Erörterungen sind was mich betrifft gern gesehen.

Was die Forschungen angeht die sind glaub ich max 5 Jahre alt, können wir gerne streiten ob wir die nun als neu oder nicht ehr so ganz neu deklarieren. Kann aber gut sein, das es in akademischen Kreisen da schon länger bekannt ist und halt erst später zu Arte als Doku durchsickerte

Eisenwind
2 years ago

Also, so besonders neu sind die “Forschungen aus GB” nicht 😉

Die Beschreibung ist auch soweit richtig. Allerdings gab es schon lange vorher “Großgrundbesitzer” wie du schreibst – ein Wesensmerkmal des Feudalismus. Es gab natürlich Menschen, die durch das Wegsterben der Eigentümer erheblich profitierten. Aber gesellschaftlich hatte sich da gar nicht so viel bewegt. Auch ist das wachsende Bürgertum überhaupt nicht auf die Pest zurück zu führen, sondern ein Prozess, der schon mindestens 100 Jahre zuvor begonnen und sich beschleunigt hatte.

Deswegen fand ich deine Aussage oben etwas mager – dein Text erklärt aber, wie du nun darauf kommst.

Eisenwind
2 years ago

Die Pest ist noch sehr im Mittelalter und hat nichts mit der frühen Neuzeit zu tun.

castoff
2 years ago
Reply to  Eisenwind

Und nicht zuletzt das 17. Jahrhundert.

Bitte strecke nun deinen Arm aus. Wöchentlicher Aderlass ist zur Vorbeugung wichtig.

Eisenwind
2 years ago
Reply to  castoff

Nur bei bestimmten Krankheiten