Wie läuft Therapie ab?
Wie laufen die einzelnen Sitzungen bei euch ab? Beginnt der Therapeut das Gespräch oder ihr? Wie ist das strukturiert? Hat sich daran was im laufe der Zeit nach paar Sitzungen geändert?
Ich bin in tiefenpsychologischer Therapie und er setzt sich immer und wartet dann bis ich rede und da hab ich oft keine Ahnung, was ich sagen soll zb
Hallo idontknow,
es gibt unterschiedliche Therapieschulen, die von den Krankenkassen übernommen werden: die psychoanalytische/tiefenpsychologische, die verhaltenstherapeutische und die systemische. Alle Therapieschulen gehen ganz unterschiedlich in ihren Therapien vor.
In der psychoanalytischen/tiefenpsychologischen Therapie ist es oft so, wie du es beschreibst: Dem Patienten wird überlassen, worüber er reden will und wie die Stunde sich entwickelt. Der Therapeut lässt sich davon führen und zieht daraus auch seine Schlüsse, die er jedoch nur sehr dosiert offen zur Sprache bringt. Der Vorteil ist, dass alles sehr frei ist für beide Seiten – der Nachteil kann aber auch sein, dass es den Patienten überfordert. Am besten sprichst du das mal an, wenn das bei dir der Fall sein sollte.
In der verhaltenstherapeutischen Therapie geht es strukturierter zu. Man legt konkrete Ziele fest und arbeitet nach festen Methoden, wie man diese erreichen kann. Natürlich sind die Methoden dabei zahlreich und flexibel – es gibt nicht unbedingt ein “Schema F”, aber es gibt klare und transparente Strukturen. Der Vorteil ist, dass der Patient immer weiß, woran er ist. Der Nachteil kann sein, dass man ggf. nicht auf “darunterliegende” oder weitere Problemfelder kommt, weil das freie Assoziieren wie in der Tiefenpsychologie feht.
In der systemischen Therapie wird nicht selten auch das Umfeld mit einbezogen. Dort wird ein Problem als ein Versuch gesehen, mit bestimmten zwischenmenschlichen eingefahrenen Strukturen und “Rollen” umzugehen, sodass man mit diesen “Rollen” und damit auch mit den Problemen “spielt”. Ich würde es in seiner Strukturiertheit/Freiheit zwischen den beiden vorhergehenden Therapieformen einordnen.
Nicht jede Therapie passt zu jedem Patienten, denn Menschen sind verschieden und brauchen unterschiedliche Herangehensweisen. Als Faustregel gilt, dass du, wenn du nach ca. 5-10 Sitzungen (nach 2-3 Monaten) keine Verbesserung merkst, die Therapie vermutlich gar nicht mehr ausreichend bei dir anschlägt. Dann sollte man über einen Wechsel der Therapierichtung nachdenken.
Ich persönlich arbeite mit Verhaltenstherapie. Bei mir ist es oft so, dass ich eingangs eine “Eisbrecher”-Frage stelle, z. B. wie es dem Patienten geht, wie die Woche so war, wie er heute angekommen ist… Ich würde mich niemals schweigend vor einen Patienten setzen und ihn quasi “seinem Schicksal” überlassen, vor allem nicht, wenn ich merke, dass es ihm Probleme bereitet. Wenn ich aber merke, dass Patienten schwer ins Reden kommt, spiegle ich das durchaus auch mal sanft und frage nach, was ihn blockiert, da jeder Patient voll und ganz mit all seinen Themen bei mir willkommen ist.
Hoffe, ich konnte helfen!
Liebe Grüße
Danke!! Hab die Therapie schon paar Wochen und an sich geht’s mir besser, aber ich weiß nicht ob es an der Therapie liegt oder nicht allerdings fallen mir im Alltag manchmal Sachen/Muster auf, über die ich dann nachdenke oder mich an etwas aus der Therapie erinnern. Ist das ein gutes Zeichen?
Ja, das ist ein gutes Zeichen!
Wenn ich ein Thema habe das ich dringend besprechen will fange ich an, wenn ich auf dem Schlauch stehe hilft sie mir anzufangen. Genug Themen haben wir und sie kennt mich mittlerweile auch schon.
Es ist deine Therapiezeit, warum sollte er also sprechen. Fang einfach an und komm ins Sprechen, der Rest ergibt sich mit der Zeit
Hast du Therapie? Wie läuft/lief es bei dir ab?
Ich weiß manchmal ja nicht womit ich anfangen soll, weil ich mich einerseits frage, ob Therapie nötig ist und andererseits automatisch denke, das was ich erzähle interessiert ihn doch eh nicht bzw ist zu langweilig
Es ist deine Therapiezeit, er wird dafür bezahlt dir zuzuhören, du kannst also sprechen über was du auch willst.
Bei mir hat mich meine Therapeutin immer erst begrüßt und hat mich gefragt wie es mir geht.
Darauf habe ich mal ehrlich mal unehrlich geantwortet und bei schlecht/scheiße kam immer die Frage warum. Darüber haben wir dann meist auch gesprochen.
Ich bin mit Grafiken an einer Tafel immer gut zurechtgekommen.
In einer Stunde sollte ich mich mal malen, wie ich mich empfinde, da wurde getestet, ob ich eine Körperschemastörung habe.
Ansonsten waren die Gespräche immer ziemlich frei, es gab Stunden, da hab ich komplett durch geredet und Stunden, wo meistens meine Therapeutin geredet hat, sei es um mir Mut zu machen, um mich aufzubauen oder um mir mit Gedanken sortieren behilflich zu sein.
Meistens hatte sie schon einen Gedankengang, den hat sie mir mitgeteilt und mich gefragt, ob sie richtig liegt oder nicht.
Achso:
Wenn ich mal ein Thema hatte, wo ich keinen Einstieg gefunden habe, habe ich zuhause einen sehr langen Tagebucheintrag darüber geschrieben. Da kamen alle Gedanken rein. Wenn ich also an einer Stelle nicht mehr weiter wusste habe ich das auch so geschrieben: „Langsam frage ich mich echt, ob das wirklich noch Sinn macht, darüber nachzudenken. Ich finde nicht einmal in der Therapie einen Einstieg dazu, wieso sollte er mir hier jetzt gelingen? Ich kann einfach meine Gedanken darüber nicht sortieren und weiß überhaupt nicht, was ich dazu fühlen soll […]
Sowas halt.
Den habe ich dann meine Therapeutin beim nächsten Mal lesen lassen.
Okay danke
Macht sie sich während der Sitzungen auch Notizen? Meiner hat das nur am Anfang gemacht, jetzt gar nicht mehr
Meine Therapeutin hat sich nie Notizen gemacht, immer nur danach in ihren Laptop.
Ich glaube, die hat ein sehr gutes Gedächtnis 😂