Wie lange dauerte es Anno dazumals …?

…so um die 2000 Jahre zurück Kriegswaffen wie Schwerter, Streitäxte, Pfeile usw. herzustellen? Wie lange hat man wohl für ein einziges Schwert gebraucht und wie lange für einen einzigen Pfeil?

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Eisenwind
1 year ago

Das Schwert, Ikone des Mittelalters

Schön, dass du dich für das Mittelalter interessierst. Du stellst eine gute Frage und ich will versuchen sie dir möglichst kurz zu beantworten.

Schmied bei der Damaststahlherstellung

Das Schwert – viel Arbeit für einen Meter blanken Stahl

Da sich die Schmiedetechniken im Mittelalter zwar immer verfeinerte, die grundlegenden Techniken sich aber nicht änderten, gilt folgende Fausregel:

Je mehr Material verarbeitet werden muss, desto höher der Arbeitsaufwand.

Je feiner und sorgfältiger, desto höher der Arbeitsaufwand.

Außerdem spielt natürlich noch der Aufwand bei der Beschaffung des Materials eine Rolle. Bis zum Hochmittelalter haben sie Schmiede den Stahl im Prinzip selbst verhütet, also durch unablässiges Falten und Schmieden zu dem Stahl gemacht, welcher die notwendigen Eigenschaften hatte. Wichtig: es gibt bis zur technischen Revolution des heutigen Industriestahls (ca. 1860) niemals stets gleiche Stahlsorten. Jeder Stahl war anders und musste von Hand hergestellt werden. Gehen wir davon aus, dass der Stahl vorhanden ist, dann braucht ein Axtkopf vielleicht einen Tag, eine Schwertklinge eine Woche! Doch dann ist das Schwert längst noch nicht fertig.

Ein Schwert wurde im Früh- und Hochmittelalter tatsächlich von einer Person, dem Schmied, hergestellt. Dann entstanden rund um diesen Prozess erst eigene Berufe und dann eine effiziente Arbeitsteilung, welche große Stückzahlen produzieren konnte, die Herstellung eines Schwertes erheblich reduzierte.

Weitere Info:

Das Schmieden eines Schwertes ist die absolute Königsdisziplin der Schmiedekunst und erfordert eine intensive Ausbildung und jahrelange Erfahrung. Die Schwertschmiede waren hochspezialisierte Facharbeiter. Ein Dorfschmied oder einer auf der Burg ist nicht in der Lage so eine Waffe herzustellen. Solltest du das also mal in einem Film oder in einer Dokumentation sehen – dann ist das Blödsinn! Lanzenspitzen, Messer oder Äxte etc. stellen erheblich weniger Anforderungen an den Schmied und sind ein Allerweltsprodukt normaler Schmiede.

Ein “normaler” Schmied ist dennoch ebenfalls ein versierter Handwerker und braucht ebenfalls eine lange Ausbildung und Erfahrung. Sein Produktfolio ist jedoch breiter gefächert.

Der Kunde, z.B. ein Ritter, spricht zunächst mit dem Schmied über seine Wünsche und dieser wird den Kunden sicher ausmessen um eine optimale Länge zu bestimmen. Bei dem eingängigen Schwert des Hochmittelalters ist es ideal, wenn der Ort (Schwertspitze) bei hängenden Armen den Boden knapp nicht berührt, knapp einem Meter also ca. 80 cm Klinge, 15 – 20 cm Griffteil.

Im Frühmittelalter waren die Schwerter deutlich kürzer (70 bis max. 80 cm), im Spätmittelalter und frühe Neuzeit konnten sie erheblich länger sein, da sich die Kampfweise änderte und Rüstung beispielsweise den Schild überflüssig machten und so den zweihändigen Kampf ermöglichten.

Da ein Schwert im Gegensatz zur landläufigen Meinung stets die Sekundärwaffe eines Ritters war, ist das Waffengehänge unverzichtbar. NIEMAND steckte es blank in den Gürtel oder trug es dümmlich auf dem Rücken. Diese Herstellung zählt also auch dazu.

Benötigte Arbeitsschritte:

  • Klingenstahl durch Schmieden und Falten von Verunreinigungen (zumeist Kohlenstoff) möglichst befreien.
  • Extraarbeit nur Frühmittelalter: Damaststahlherstellung durch aufwändiges Verbinden verschiedener Stahlsorten, meist mit dann aufgesetzter Klinge.
  • Klinge grob schmieden
  • Klinge fein Schmieden
  • Klinge härten (war später ein eigener Berufsstand)
  • Klinge fegen. (Schwertfeger, eigener Berufsstand), also schärfen, polieren etc.
  • Ja: Schwerter waren scharf
  • Herstellung der Parierstange, Knauf, des Gehölz
  • Ggf. Verzierungen, beispielsweise Silbertauschierungen
  • Montage der Einzelteile
  • Ggf. Feinschliff
  • Herstellung des Waffengehänges mit Holz, Fell in der Scheide, Leder.
  • Verzierungen des Waffengehänges durch Lederarbeiten wie Punzierungen oder dem Einschneiden von Mustern, Silber oder Messingapplikationen.
  • Waffengehänge besteht aus Scheide, Gürtel, Schnallen, Gürtelzungenbeschlägen

Ein Fachmann auf dem Gebiet ist heute beispielsweise Stefan Roth, dessen Schwerter weltweit anerkannt sind. Wo er kann, versucht er alten Stahl zu verwenden und seine Replikate brauchen einige Wochen Arbeitszeit, bis ein Schwert fertig ist. Aufgrund der spätmittelalterlichen Arbeitsteilung kann man bestimmt sagen, dass es damals etwas schneller ging. Denn es spart extrem viel Zeit, wenn sich spezialisierte Handwerker auf nur einen Abschnitt des Herstellungsprozesses konzentrieren. Dann reicht vielleicht eine Woche für ein einfaches Schwert. Einfach bedeutet: keinerlei Besonderheiten aber trotzdem ein handwerkliches Spitzenprodukt.

In Zeiten als ein Schmied alle Arbeitsschritte selbst verrichtete, dauerte es dann tatsächlich Wochen. Zumal auch einem Profi es immer passieren konnte, dass sich eine Klinge, mühsam geschmiedet, bei der Härtung als untauglich erwies. Dann war die Arbeit umsonst und musste von Neuem begonnen werden. Das geschah nicht oft, kam aber immer wieder vor.

Der Pfeil – auch heute noch beliebt, im Staßenverkehr

Aber auch ein Pfeil braucht Sorgfalt und Wissen.

Ein Pfeil geht aber im Vergleich recht zügig. Man braucht das richtige Holz mit der richtigen Maserung, denn die Flugeigenschaften soll ja möglichst gleich bleiben und nicht nach jedem Schuß ein Pfeil auf die Sehne kommen, welcher sich anders verhält als der vorherige.

Arbeitsschritte:

  • Schäfte schneiden
  • Schäfte mit einer Nocke versehen.
  • Schäfte anspitzen
  • Pfeilspitze schmieden*
  • Knochenleim herstellen
  • Pfeilspitze aufkleben
  • Gänsefedern in Form schneiden
  • Gänsefedern sorgfältig aufkleben
  • Gänsefedern mit Zwirn gewickelt sichern
  • Zwirn/Schaft über’lackieren”
  • Falls gewünscht: den fertigen Pfeil mit einer Farbkennung versehen.

* = diese Arbeit wird ausgesourced an Schmiede, ist aber ebenfalls mit einzurechnen.

Sind die Komponenten vorhanden, baue ich an einem Tag bestimmt 50 Pfeile.

Bauzeit Langbogen: etwa 2 bis 3 Arbeitstage

Ich hoffe, ich konnte dir einen Eindruck verschaffen.

Falls du Fragen hast, nur raus damit.

Hamburger02
1 year ago

The production of a sword probably lasts about 1 week and beo particularly good one for 1 month. That’s why only the nobles could afford it.

Disputes have already been much faster and arrowheads have already been manufactured semi-industrially and standardized. The arrows themselves produced most archers themselves.

Eisenwind
1 year ago
Reply to  Hamburger02

Unfortunately no.

Arrows and arches have been produced by specialized craftsmen and sent to the courtesy. The forging of a sword lasted longer than a week and during the Middle Ages swords were also cheaper. Your acceptance is valid at best for the early age.

Wilhelm611
1 year ago

You can only try to imitate it.

Without today’s technical possibilities, it will have taken very long. The chain shirts in later Middle Ages or even the armor needed some years!

Eisenwind
1 year ago
Reply to  Wilhelm611

Years now not again. But, good thing wants a while.

Wilhelm611
1 year ago
Reply to  Eisenwind

Chain shirts already. Take one in your hand! You should even touch an imitat on the Posterstein Castle!

Swords maybe a few months: gaining and hiring iron ore, driving/forging, grinding, ornamenting, processing of handle and vagina, …

Eisenwind
1 year ago

Very welcome 🙂

Wilhelm611
1 year ago

Oh, thank you. Very comprehensive and detailed, your contribution!

You certainly allow me to have a little more time for this! Of course, I’m reading that out! I already know that it will be worthwhile after flying over!

Thank you very much!

Eisenwind
1 year ago

😉

I already had some ring armours in my hand and, by the way, I started to make one myself.

Here too:

If the wire had to be first forged for the chain rings, it was already pulled from the early middle age, wound and then cut, which corresponds to a considerable increase in productivity. A ring armor is nevertheless complicated, but it takes weeks, not years. Here, too, the division of labour helps.

It takes no question, but certainly not as long as you take. This can also be expressed in figures if the cost of an equipment for a mercenary was listed in Mark and Pfennig. The prices are surprisingly moderate in late Middle Ages. But here is: the sooner, the more expensive.

Swords also don’t need months, but weeks, later also less.

Steel production, if you want to calculate this, has also been more efficient. A plant of 200 (!) furnaces for steel production was found in southern Germany. Here, therefore, it is possible to speak quietly of a preliminary mass production.

Otherwise, I explained the work steps in my answer.