Was sagt ihr zu Gentechnik?
In Medizin und Ernährung.
Die Antwort ist für mich vollkommen klar. Die Weltbevölkerung möchte ernährt werden. Ob wir die Ökosysteme mit Pestiziden zerstören oder mit Gentechnik, ist dabei unerheblich.
Generell gibt es für Gentechnik sehr viele Möglichkeiten, z. B. Tomaten mit Vitamin B12. Das könnte die Notwendigkeit für Fleischkonsum drastisch senken.
(Was an dieser Stelle lustig ist, Fleischmenschen nutzen B12 gerne als Argument, vergessen aber, dass gerade in der Massentierhaltung dann eben das Schwein für sie die B12 Tablette schluckt!)
Und kommt mir nicht mit Bio, das ist Unsinn. Der Flächenverbrauch ist enorm und eine Lösung für den Welthunger ist es keinesfalls.
Gentechnik findet auch Anwendung, wo es keiner denkt. Zum Beispiel Gentechnik hält ca. 8 Millionen Diabetiker in Deutschland am Leben. Oder was glaubt ihr, woher das Insulin kommt, vom Schwein? Natürlich nicht. Das wird durch GENTECHNISCH veränderte Bakterien erzeugt. Bei anderen Enzymen die in Krankenhäusern Leben retten ist es genau so.
Wie seht ihr das?
Das sehe ich anders. Pestizide können zwar durchaus über sehr lange Zeit sehr giftig bleiben. Bei Gentechnik ist es aber möglich (wenn auch unwahrscheinlich), bleibend Gene in der Flora und Fauna zu hinterlassen, die nie wieder verschwinden und das Leben für Menschen auf der erde unmöglich machen.
Ja, das ist eine recht konstruierte These. Ein Meteoritenabsturz ist wohl deutlich wahrscheinlicher. Trotzdem sollten Menschen die Finger von Technologieren lassen, deren Folgen nicht einschätzbar sind.
Nein, Bio ist kein Unsinn. Vor allem, weil eine umfassend biologisch geführte Landwirtschaft beim Thema “Flächenverbrauch” eine ganz andere Definition hat: Eine große Monokultur mit genmanipulierten Pflanzen, die ein bestimmtes Pestizid besser verkraften, “verbraucht” deutlich mehr Lebensraum als kleinteilige Bio-Äcker mit unterschiedlichen Fruchtfolgen.
Das ist korrekt, aber auch bekannt. mRNA-Impfungen sind ebenfalls Gentechnik und wenn man mRNA zur individuellen Krebsbehandlung einsetzt, werden sich viele Patienten freuen.
Warum keine Gentechnik, die sich nicht von konventioneller Züchtung unterscheiden lassen kann?
Warum keine Kombination aus Bio-Landwirtschaft und Gentechnik?
Im Allgemeinen kann man gentechnische Veränderungen sehr deutlich von konventioneller Züchtung unterscheiden. Siehe z.B. das Einfügen von Genen, die gegen giftige Pflanzenschutzmittel resistent machen. Dies führt selbstverständlich zur Zunahme der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln mit den bekannten negativen Auswirkungen auf Natur und Mensch.
Theoretisch sind aber auch sinnvolle gentechnische Modifikationen möglich, die durchaus nachhaltig sind und die biologische Vielfalt fördern könnten. Rein praktisch ist das aber weniger profitträchtig und erfahrungsgemäß nicht im Interesse der Gentechnik-Konzerne und ihrer Aktionäre.
Wenn man eine gezielte Genmanipulation durchführt, hat man dabei ein Ziel. Dieses Ziel findet man “gut”, weil man bestimmte Hoffnungen damit verbindet. Welche Auswirkungen diese Änderung real hat, kann man aber nicht kontrollieren. Die Einstellung “alles kein Problem” klingt dann wie eine Alarmsirene.
Theoretisch ist sie möglich. Mutationen treten natürlicherweise und bei Züchtern an zufälligen Stellen im Genom auf. Das ist also quasi eine Schrotschuss-Methode bei der man hofft, zufällig einen positiven Effekt zu erzielen. Das Glückt auch manchmal. Mit Gentechnik kann man diese Mutationen gezielt an gewünschten Positionen im Genom verursachen.
Weil eine Mutation eben nur eine Mutation ist, egal ob künstlich erzeugt oder durch Bestrahlung mit radioaktiven Elementen. Man kann also nicht sagen mit welcher Methode die Mutation an Stelle XY erzeugt worden ist.
Der Grund ist bekannt und lautet: Zeit und Geld. Wenn ich nur lange genug ausreichend Apfelsamen bestrahle bekomme ich irgendwann die gewünschte Mutation. Die muss dann über Jahrzehnte mühsam zurückgekreuzt werden, um unerwünschte Eigenschaften wieder aus dem Erbgut zu bekommen.
Das hängt vom Fall ab. Im Falle der gezielten Mutagenese ja, wenn das aus Angst vor unbekannten Faktoren abgelehnt wird, ist diese These definitiv berechtigt. Wenn man vor dieser extrem gut Untersuchten Methode Angst hat, kann man sich nicht mehr auf die Straße trauen.
Ich verstehe nicht, warum meine Argumente nicht einleuchtend sind 😀 Ich kenne diverse kritische Argumente im Zusammenhang mit Gentechnik, die ich auch häufig unterstütze. Darunter auch der Sicherheitsaspekt. Aber ich sehe den Grund nicht für gezielte Mutagenese oder die Einbringunge Art-eigener Gene.
Diese Aussage passt nicht zum Start deiner Diskussion:
Wie kann es sein, dass diese künstliche Mutation konventionell nicht möglich ist, aber trotzdem nicht von natürlicher unterschieden werden kann? Aus welchem Grund ist die Mutation mit konventioneller Züchtung nicht zu erreichen?
Meine These ist, dass dieser Grund eine Bedeutung haben kann, die den Wissenschaftlern noch nicht bekannt sind. Damit sind die Gefahren nicht überschaubar. So weit ich verstehe ist deine Gegenthese: “100% Sicherheit gibt es nie.”
Damit wären unsere unterschiedlichen Positionen so weit geklärt. Hast du noch inhaltliche Fragen, um meine besser verstehen zu können?
Diese gezielten Mutationen sind extrem gut untersucht und das Ergebnis ist, dass nicht zwischen natürlicher und künstlicher Mutation unterschieden werden kann. Es gibt keinen Wissenschaftler, der das anzweifelt.
Man kann natürlich trotzdem weiterhin Weltuntergangstheorieren hervorbeten, aber es gibt auch nach 10 Jahren immer noch keinen Beleg, dass diese Methode an sich irgendwie schädlich sei. Vorsicht ist gut und schön, aber nur, wenn es dafür auch Gründe gibt. Sonst müsste man alles verbieten, was neu ist. Kritiker behaupten immer, es sei noch nicht gut genug erforscht, aber ich vermute, dass das wohl nie der Fall sein wird, egal wie viel Forschung betrieben wird.
Dieser Landwirt hat die Sorte von Monsanto durch den Einsatz von Glyphosat selbst herangezogen und die Sorte vermarktet. Selbst wenn das nur von Monsanto inszeniert worden ist, ist auch das kein Risiko der Gentechnik, sondern ein Problem der Legislative. Dass Erbgut sich je nach Pflanzenart verbreitet ist und war auch damals abzusehen.
Es geht bei gezielten Mutationen nicht um Abschätzungen wie “könnte passen, die Berechnungen legen nahe…”. Die Sachlage ist leider die, dass man nicht die Existenz von etwas wie der absoluten Sicherheit beweisen kann. Und daher wird es vermutlich auch niemals genug Forschung geben können, um alle zufrieden zu stellen.
Der Unterschied ist erheblich. Das eine kommt in der Natur vor, das andere nicht. Das ist ja der springende Punkt, weshalb ich die Ablehnung zum ersteren nicht verstehe.
Aber genau das geschieht seit Milliarden von Jahren und hat sich als stabil erwiesen. Es läst sich also mit einem kurzen Blick aus dem nächsten Fenster überblicken.
Ja, das stimmt – zum Teil. Nur fehlt den Wissenschaftler die Fähigkeit, alle Auswirkungen zu überblicken. Wir dachten schon oft, wir hätten die Kontrolle über solche Eingriffe. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies nun ausgerechnet heute wirklich zutrifft, ist verschwindend klein.
Bisher hat jede Kontrollinstanz versagt. Die Gene von manipuliertem Saatgut haben sich auch auf Nachbaräcker verbreitet und deren Besitzer sind ungewollt in den Besitz von patentierten Genen gelangt und zahlungspflichtig.
Wir haben auch sehr viele Kontrollinstanzen und Hürden, die Katastrophen in Atomkraftwerken ver,meiden sollen. Trotzdem gibt es immer wieder GAUs und Super-GAUs.
Aber wie gesagt: Ich kann nicht abstreiten, dass gezielte Änderungen im Einzelfall ethisch gerechtfertigt oder sogar moralisch erforderlich sein können.
Ich bin Physiker. “Wir” hatten damals berechnet, dass die Zündung einer Atombombe mit einer Wahrschinlichkeit von 10% die gesamte Erdatmosphäre mitexplodieren lässt. Das wurde als “ausreichend sicher” betrachtet.
Der Unterschied zwischen einer gezielten Mutation und dem Einbringen eines künstlichen Gens ist virtuell. Und ich erkenne den Sinn deiner Ansicht. Vielleicht verseuchen wir die Erde dabei, oder wir retten 10 Millionen Menschen vor dem Hungertod.
Danke für die sachorientierte Diskussion! Das ist nicht der Standard in diesem Forum.
Die Einbringung von arteigenen Genen mag meinetwegen auch mit weniger Diskriminierung begegnet werden.
Wie gesagt rede ich nicht vom Einbringen von Fremd-DNA sondern von gezielten Mutationen. Was konventionell möglich ist, sind ungezielt Mutationen im Genom zu erzeugen. Die Auswirkungen davon lassen sich nicht mal annähernd überblicken, trotzdem ist es legal und wir können die Produkte wie kernloses Obst oder unsere Nudeln, die mit diesem Getreide hergestellt werden, im Supermarkt kaufen. Gezielte Mutationen sind da eben …gezielt und verringern das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen. Warum soll das also weiterhin verboten bleiben?
Mir geht es nicht darum eine neue unüberschaubare Gentechnik in die Natur zu werfen sondern Hilfsmittel zu erlauben, für die es keine wissenschaftliche oder ethische oder sonstwie geartete Grundlage gibt, diese zu verbieten. Die Alternative ist unsere bisherigen Züchtungsmethoden ebenfalls illegal zu machen. Alles andere ergibt keinen Sinn.
Darüber kann man in der Tat diskutieren und auch ich bin absolut der Meinung, dass es dafür Hürden und Kontrollinstanzen geben muss.
Mir geht es wie gesagt nur um den Punkt der gezielten Erzeugung von Mutationen.
Beim gezoielten Einbringen von DNA Abschnitten, die so nicht auf konventionellem Weg in das Erbgut eingebaut werden können, gibt es ein Risiko: Unser Wissen über Zellkerne ist begrenzt. Die DNA/RNA-Transkription und Produktion von Proteinen ist umfangreich, aber die Funktion der Zuckerhüllen im Zellkern ist nur wenig erforscht. Wir wissen eventuell zu wenig, um einschätzen zu können, wie epigenetische Mechanismen imit den künstlichen DNA-Veränderungen interferrieren können.
Genau darum ist “wir ändern etwas, was konventionell nicht möglich wäre” eine Aussage, die jeden Wissenschaftler veranlassen sollte zu überdenken, ob er wirklich überschauen kann, welche Folgen auftreten können.
Wir Menschen haben schon oft Wege eingesetzt, die wir in naiver Weise für Lösungen hielten, ohne die Auswirlkungen überschauen zu können. Z.B. versprühten wir riesige Mengen DDT gegen Malaria, und finden diesen Stoff heute auch in Eisbären und Muttermilch. Wir habe die Aga-Kröte nach Australien gebracht, um einen Zuckerrohrkäferplage zu bekämpfen und damit eine Krötenplage ausgelöst. Füchse, Katzen und Kaninchen in Australien sind weiterer Beispiele für biologische Katastrophen, die Menschen mutwillig und naiv erzeugten.
Können wir einen künstlich erzeugtes Gen kontrollieren, wenn es erst mal in der Umwelt ist? Wenn natürlich auftretende Mutation das Einbringen eines solchen Gens nicht ermöglichen, könnte das ein Warnsignl sein.
Eigentlich müsste ich solche Genexperimente also umfassend ablehnen. Wenn es sich aber um ein Kind mit Mukoviszidose handelt, dem man künstlich das fehlende Gen einsetzt, wissen wir auch nicht zu 100.0%, welche Auswirkungen das hat. Es könnte aus heute unbekannten Gründen wichtig sein, dass die betroffenen Personen nicht das fortpflanzungfähige Alter erreichen. Wer bin ich denn das zu entscheiden?!?
Aber “alles kein Problem” geht ganz sicher an der Tragweite des Problems vorbei.
Das Einfügen von Genen ist eine Möglichkeit, Gentechnik kann aber noch viel mehr. Zum Beispiel ganz gezielt Mutationen einbringen, die mit konventioneller Züchtung nicht möglich wären und damit sehr wertvoll für Züchter. Diese Art der Gentechnik unterscheidet sich im Ergebnis nicht von konventioneller Züchtung.
Rein praktisch gibt es durchaus Anwendungen dafür. Diese Anwendungen machen allerdings wirklich nur in einem Bio-Kontext Sinn, wie zB. hier bei uns, weshalb es natürlich auch nicht von den Firmen in Auftrag gegeben wird, da es bei uns generell nicht erlaubt ist. Wenn auch weniger große Züchter bei uns Gentechnik einsetzen dürften, wäre das alles kein Problem.
Weißt du, mit ist es ziemlich egal, ob mich Pestizide, Herbizide, oder welche von mir aus auch genetisch veränderte, Lebensmittelgifte auch immer, unter die Erde bringen.