Was haltet ihr von SSRI-Antidepressiva?

Diese Medikamente werden ja gefühlt wie eine Rolle drops verschrieben. Bei jeden wehwechen was irgendwie von der Psyche kommen könnte, gibt antidepressiva. Mir hatte mein Arzt kürzlich escitalopram (SSRI-Antipressiva) empfohlen. Jedoch stehe ich dem sehr ablehnend gegenüber. Wir haben in der Familie einen Fall, wo eine Frau seit über 10 Jahren nicht mehr aus dem teufelskreis der Antidepressiva herauskommt. Auch gibt es ja in der Fachwissenschaft vereinzelt ansichten, die die Wirksamkeit dieser Medikamente anzweifeln.

Mich persönlich schrecken die Nebenwirkungen, insbesondere die Magen-Darm-Probleme und die sexuellen einschränkungen ab.

Was haltet Ihr davon? Würdet ihr mir empfehlen die Tabletten zu nehmen?

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samm1917
1 year ago

SSRI-Antidepressiva werden in der Tat oftmals zu schnell verschrieben. Bei medizinisch relevanten Depressionen und Angststörungen kann eine Verschreibung jedoch Sinn ergeben. Auch wenn Antidepressiva weder Wundermittel noch Glückspillen sind.

Im Idealfall unterdrücken Antidepressiva die Symptome klar definierter medizinischer Beschwerden. Oftmals wird jedoch nur eine Teilwirkung erzielt. Zudem gibt es Personen welche nur unzureichend auf diese Medikamente ansprechen. Doch wirkt ein Antidepressivum ist dies für die Betroffenen in der Regel eine enorme Erleichterung welche auch ihre Lebensqualität steigert.

Nebenwirkungen sind auch ein Problem. Antidepressiva können zahlreiche Nebenwirkungen haben. Insbesondere zu Beginn der Behandlung. Die meisten Nebenwirkungen verschwinden nach einigen Wochen wieder, doch einige sehr belastende können für die Zeitdauer der ganzen Behandlung bestehen bleiben. Allen voran die sexuellen Funktionsstörungen. Betroffen davon ist nicht jeder und jede, doch ein hoher Prozentsatz aller Konsument*innen kämpft damit.

Die sex. Funktionsstörungen sind in der Regel dosisabhängig. Will heissen, bei hohen Dosen (welche primär in der Akutphase verabreicht werden) ist die Libido stark eingeschränkt. Nach einer Stabilisierung kann die Dosis nach Rücksprache mit dem Arzt häufig langsam reduziert werden. Bei vielen funktioniert dann die Libido wieder bzw. ist nur noch schwach eingeschränkt. Dies sind allerdings allgemeine Angaben welche nichts über den Einzelfall aussagen.

Es stimmt, dass viele Betroffene Antidepressiva jahrelang einnehmen müssen. Dies hat nichts damit zu tun das Antidepressiva abhängig machen würden (das tun sie nicht) sondern hängt mit dem Krankheitsverlauf zusammen. Depressionen und Angststörungen verlaufen häufig rezidivierend (also in immer wiederkehrenden Schüben) oder gar chronisch. Die Medikamente werden somit prophylaktisch Eingenommen damit es erst gar nicht zum nächsten Schub kommt.

Ich stimme dir insofern zu: Antidepressiva zu nehmen ist nicht lustig. Allerdings stellen diese Medikamente ab einer gewissen Intensität klar definierter medizinischer Beschwerden einfach das kleinere Übel dar.

daedag
1 year ago

Meine Meinung: Bei einer schweren Depression oder Angststörung, wenn man alle nichtmedikamentösen Alternativen durch hat und nichts hilft, ist es definitiv besser, als sich das Leben zu nehmen. Man sollte derartige Medikamente aber keinesfalls leichtfertig einnehmen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist.

Ich habe es seinerzeit 4 Jahre lang ohne Medikamente versucht (Diagnose Depression und generalisierte Angststörung), und als ich dann schließlich so am Ende war, dass ich beschlossen habe zu “gehen”, dachte ich mir, jetzt habe ich ja nichts mehr zu verlieren, somit habe ich mich überreden lassen es mit Citalopram zu versuchen.

Das Medikament hat mir damals das Leben gerettet, innerhalb von 2-3 Monaten waren sämtliche Symptome weg und ich war wieder ein normaler, gesunder, lebensfroher Mensch.

Die Nebenwirkungen waren relativ harmlos, in den ersten 1-2 Wochen starke Kopfschmerzen und Druckgefühl in der Brust, verschwand dann beides vollständig, das einzige das längere Zeit geblieben ist waren sexuelle Funktionsstörungen.

Die Schattenseite:
Die Wirkung ließ leider mit der Zeit nach, nach 2-3 Jahren hatte ich trotz Citalopram wieder zunehmende depressive Symptome. Zudem wurde ich von dem Medikament schwer abhängig, unzählige Absetzversuche sind aufgrund heftiger Entzugserscheinungen gescheitert. Ich nehme Citalopram daher jetzt seit 14 Jahren, obwohl es keinen erkennbaren Nutzen mehr hat (hatte in der Zeit auch schon einen schweren Rückfall), einfach weil ich nicht mehr davon loskomme.

Buffes
1 year ago

Ich habe nun schon über 20 verschiedene Antidepressiva probiert und kann überhaupt nichts positives darüber berichten.

Einzige was ansatzweise eine Wirkung bei mir erzielte war Pregabalin, aber das auch nur weil ich es Massiv überdosiert habe.

Und Diazepam war auch hilfreich als Beruhigungsmittel aber mehr auch nicht.

Ich habe übrigens immer noch tägliche Suizidgedanken und meine Stimmung ist gedrückt auch wenn kein ersichtlicher Grund vorliegt.

Conci9999
1 year ago
Reply to  Buffes

Eine Bekannte von mir macht eine Ketamin-Therapie, es geht ihr seither etwas besser.. ich wünsche dir alles liebe und Durchhaltewille – nie Aufgeben! Es wird besser werden!!

Buffes
1 year ago
Reply to  Conci9999

Ja die Esketamin Therapie hatte ich auch schon und die hat auch was gebracht aber wirklich nur in dem Moment wo ich das eingenommen habe und vielleicht paar Stunden danach. Genauso wie die EKT Therapie für paar Stunden danach ging’s mir super aber danach war alles beim Alten.

Ich würde gerne eine Psilocybin Therapie machen wie es vielen Ländern schon der Standard ist aber hier wird natürlich alles auf Verbote gesetzt statt über den Horizont zu schauen.

verreisterNutzer
1 year ago
Reply to  Buffes

Von wem hast du das Pregabalin in Überdosis verschrieben bekommen?

Noeru
1 year ago

Kann ich nicht bestätigen.

Wenn Du zum Psychiater gehst ist es normal, dass dieser Dich bzgl. Medikamenten berät. Das ist ihr Job…

Psychologen / Therapeuten empfehlen nicht einfach so Medikamente. Und selbst wenn, frage kritisch nach, WARUM die Einnahme empfehlenswert ist und was sich die Therapeuten hinsichtlich Therapieziele davon versprechen.

Am Ende des Tages musst Du es selbst, mit den Meinungen Deines Therapeuten und / oder Psychiaters, abwägen. Sind die Probleme so schwerwiegend, dass ohne THERAPIEBEGLEITENDE Einnahme von Medikamenten kein Therapieerfolg wahrscheinlich ist (bei zB sehr fest sitzenden Ängsten) oder Du Deinen Alltag nicht bestreiten kannst?

Conci9999
1 year ago

Nein, ich würde dir empfehlen diese nicht zu nehmen. Ich finde wenn du schon jetzt so darüber denkst (ich finde berechtigt) dann sind es die falschen Psychopharmaka für dich. Die Nebenwirkungen werden eher einteten.
ich habe schon sehr viele verschiedene Psychopharmaka genommen. Zu Beginn einfach mal durchprobiert (natürlich auf Verschteibung), da hat dann mal eins gepasst. Dann gabs eine Pause und das ging so weiter. Heute nehme ich nur was ich auch selbst will (auch beim probieren, denn das ist nötig um eines zu finden das passt) – ich schaue besonders darauf ob etwas abhängig macht, was es im Hirn verändert (wie es wirkt) und welche Nebenwirkungen es hat (zB Gewichtszunahme oder Verlust von Fruchtbarkeit will ich keinenfalls) – und das welches ich jetzt nehme hilft mir und gibt mir kein schlechtes Gefühl (für mich die optimalste Lösung).

billyframr
1 year ago

Die Wirksamkeit ist nicht gegeben, höchstens Placebo-Effekt. Denn SSRI beruhen auf der falschen Annahme, es gäbe eine Art stoffliches Ungleichgewicht im Gehirn. Das konnte in Studien widerlegt werden. Leider sind viele Ärzte nicht auf dem aktuellen Stand und verschreiben immer noch diese Medikamente, teils vielleicht auch wegen Zuwendungen der Pharmavertreter.

Im Klartext: SSRI sind für die Tonne. Nur die Pharmazeutische Industrie erfreut sich daran (am Gewinn) und produziert trotz der bekannten Unwirksamkeit munter weiter.

TsukiWriter
1 year ago
Reply to  billyframr

Es ist Fakt, dass sie eine Wirkung haben. Man weiß nur nicht, warum. Aber bei einer Depression vom schweren Schweregrad haben sie eine wissenschaftlich beweisbare Wirkung.

TsukiWriter
1 year ago

Ich glaube, du hast die Quelle gar nicht gelesen. Sie widerspricht mir nämlich überhaupt nicht.

Was die Quelle sagt, ist, dass es nicht die Serotonin-These ist, die erklärt, warum die Medikamente helfen. Was ich ja auch meinte. Man WEIẞ nicht, warum sie helfen. Es liegt nicht am Serotonin.

Die Quelle stellt aber nicht infrage, ob sie überhaupt eine Wirkung haben. Stattdessen sagt sie das:

“Doch nicht alle Patienten profitieren von den Medikamenten. Und die Hälfte derer, bei denen sie wirken, verspürt nur eine leichte Verbesserung der Symptome. Ärzte und Patienten sollten daher zusätzlich weitere Optionen wie die Psychotherapie erwägen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass eine Kombination von Medikamenten und Psychotherapie bei schwerer Depression effektiver ist als jeweils eine dieser Behandlungen allein. Bei leichten Krankheitsverläufen raten die deutschen Leitlinien von einer medikamentösen Therapie ab. Laut Studien wirken Antidepressiva in solchen Fällen nicht besser als ein Scheinmedikament. Anders sieht es bei der so genannten Dysthymie aus, einer schwächer ausgeprägten, chronischen Form der Depression. Betroffene sprechen eher auf Antidepressiva als auf Psychotherapie an, weshalb hier der Einsatz von Arzneien an erster Stelle steht.

Insgesamt helfen sie knapp zwei Dritteln der Menschen mit mittelschweren bis schweren Depressionen. In dieser Patientengruppe wirkt jede der 21 gängigsten Arzneien besser als ein Scheinmedikament.

Bei leichten Depressionen schneiden die Mittel besonders schlecht ab. Daher raten die deutschen Leitlinien zur Behandlung von Depression lediglich bei mittelschweren bis schweren Krankheitsverläufen zur Einnahme von Medikamenten.”

Das habe ich auch gesagt, bzw. habe ich gesagt, dass sie bei schweren Depressionen helfen.

TsukiWriter
1 year ago

Ich nehme selbst ein Antidepressivum.

Ich würde sagen:

Es ist besser, so ein Medikament zu nehmen, als am Ende Suizid zu begehen oder, wenn es weniger dramatisch ist, eine große Einschränkung im Leben zu haben.

Psychische Krankheiten können auch chronisch sein. Wenn sie also eh die Natur haben, dass sie nicht einmalig bleiben, kann es auch sein, dass man immer auf solche Medikamente angewiesen bleibt.

Ansonsten ist es eben so, dass man Absetzerscheinungen hat und Symptome zurückkommen können. Wenn man aber vorher schon gelernt hat, die Krankheit auch mit eigenen Strategien zu überwinden und es nicht allein das Medikament war, dann hat man eine gute Chance, dass man sie erfolgreich absetzt.

Medikamente sind auch nicht als Langzeiteinnahme vorgesehen. Niemand fängt mit einem Antidepressivum an, mit dem Ziel, sie ein Leben lang zu nehmen. Sie sind einfach dafür da, dass man therapiefähig wird und besser daran arbeiten kann.

Also ja, das Absetzen kann anstrengend sein. Aber nichts, was ein Grund wäre, nicht damit anzufangen.

MiSooo
1 year ago

Hallo,

ich nehme seit 12 Jahren Serotoninwiederaufnahmehemmer….. habe diese allerdings auch nicht wegen eines “Weh-Wehchens” verschrieben bekommen.

Diese SSRI in Kombination mit weiteren Psychopharmaka und harter Verhaltenstherapie haben mir “mein Leben gerettet”.

verreisterNutzer
1 year ago

In einem der schlimmsten Fälle das https://youtu.be/zH8HbaZJpik Habe was ähnliches drunter erlebt