Was denken Sie über den Trend, alle Körperhaare zu rasieren?

Ist es wirklich hygienischer, wie einige behaupten?

Kurze Antwort: nein. Rasur hat erwiesenermaßen nichts mit der Hygiene zu tun. Es ist erwiesen, dass man mit der Behaarung weder stärker oder schneller schwitzt, noch dass es schneller unangenehm riecht (Kohoutova et al. 2011). Üble Gerüche werden von Bakterien verursacht, die auf glatter Haut genauso leben wie auf der behaarten. Entfernt können werden sie nur, wenn man sich regelmäßig wäscht.

ist es nur eine Modeerscheinung?

Es ist natürlich auch ein Stück weit eine Modeerscheinung. Dass Menschen sich rasieren hat es aber immer schon gegeben, praktisch seit die Menschheit existiert. Bereits in der Steinzeit haben sich die Menschen sehr wahrscheinlich Körperbehaarung mit Klingen aus Stein oder Muschelschalen entfernt. In der Antike war die Ganzkörperrasur u. a. bei Ägyptern, Griechen und Römern das gängige Schönheitsideal bei Frauen und bei Männern. Im orientalischen Kulturkreis wurde diese Tradition bis heute beibehalten. Sie wurde dort mit der römischen Badekultur übernommen. Die Entfernung der Körperbehaarung ist im Islam sogar ein Gebot (Fatwa). Aus dem Mittelalter gibt es Darstellungen, die Frauen beim Rasieren ihrer Schambehaarung zeigen. Im 18. Jahrhundert war die Entfernung der Haare insbesondere beim Adel populär. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Entfernung von Körperbehaarung ebenfalls populär, spätestens ab 1871, als Charles Darwin sein zweites Hauptwerk über die Evolution Die Abstammung des Menschen veröffentlichte. Die Körperbehaarung wurde zunehmend als primitives Rudiment betrachtet, Haarlosigkeit galt dagegen als fortschrittlich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kleidung außerdem allmählich freizügiger. Insbesondere Frauen zeigten mehr Haut und rasierten sich deshalb die Achsel- und Beinbehaarung. Auch die Entfernung der Schambehaarung wurde wieder populär, wie z. B. Aktfotografien aus den 1920er Jahren zeigen. Zur Popularität trug wahrscheinlich auch bei, dass in jener Zeit die Freikörperkultur eine erste Blüte erlebte. Zudem brachten Rasiererhersteller erste Rasierer speziell für Frauen heraus, in den 1960er Jahren rasierten sich bereits 80 % der Frauen ihre Beine und Achseln. In den 1960er und 1970er Jahren gab es mit der Hippiekultur und der Feminismusbewegung auch eine Gegenbewegung: möglichst natürlich sollte es für ihre Anhänger sein. In den späten 1990ern wurde dann die komplette Schamhaarentfernung wieder populär, erst bei Frauen und mit der Jahrtausendwende auch bei den Männern. Aktuell sind die meisten nach wie vor rasiert. Es setzt sich aber allmählich die Erkenntnis durch, dass Rasur keine “Pflicht” ist, sondern freiwillig.

Was denken Sie über den Trend, alle Körperhaare zu rasieren?

Ich persönlich mag Körperbehaarung gar nicht und rasiere mich deshalb auch (Gesicht, Brust, Achseln, Bauch und Beine) und bevorzuge das auch bei meinen Partner:innen. Im Intimbereich bevorzuge ich es etwas getrimmt und in Form gebracht, sonst brauche ich keine Körperbehaarung.

Wenn jemand sich nicht rasieren möchte, habe ich aber nichts dagegen. Für mich als (Sexual)partner ist sie/er dann zwar uninteressant, aber ich gehe mit Menschen, die unrasiert sind im Alltag nicht anders um und würde ihr/ihm keine Vorschriften machen.