Tavor mit Alkohol?

Tavor enthält den Wirkstoff Lorazepam und ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Benzodiazepine welches primär als angstlösendes Beruhigungsmittel Anwendung findet. Ferner hat Lorazepam auch eine antikonvulsive (gegen Epilepsie) und schlaffördende Wirkung. Aufgrund des hohen Abhängigkeitspotenzials von Benzodiazepinen sollte eine Behandlung mit Lorazepam (Tavor) so kurz und so niedrig dosiert wie möglich erfolgen. Bei einer täglichen indikationsbezogenen Anwendung (also der Anwendung aus medizinischen Gründen) einer Standartdosis (1-2mg Lorazepam) geht man nach ca. 4-8 Wochen von einer Suchtentwicklung aus. Im Einzelfall kann dieser Wert jedoch stark variieren.

1. Meine persönliche Erfahrung: Ich leide seit ich 17 bin (heute bin ich über 30) unter schweren Panikattacken. Benzodiazepine sind die einzigen Medikamente welche auf die Schnelle (nach ca. 20-30 Minuten) helfen. Die Wirkung ist extrem. Eben noch war man völlig panisch und das Nervensystem auf 180, dann setzt die Wirkung ein und man wird absolut entspannt. Ohne Lorazepam (Tavor) wäre ich bildlich gesprochen wohl durchgedreht. Allerdings hatte ich grossen Respekt vor diesem Medikament und Angst abhängig zu werden. Ich nahm Lorazepam also nur in absoluten Notfällen ein und dies nur so lange, bis ein anderes nicht suchterzeugendes Medikament (in meinem Fall Sertralin) wirkte. Heute habe ich meine Panikattacken durch eine Psychotherapie und eine geringe Dosis Sertralin im Griff. Dennoch habe ich immer noch jederzeit Lorazepam dabei. Ich nehme es fast nie, es gibt mir jedoch eine psychologische Sicherheit zu wissen, dass ich es im Notfall jederzeit nehmen könnte.
2. Zur Frage Lorazepam (Tavor) und Alkohol: Benzodiazepine (wie Lorazepam) und Alkohol wirken u.a. auf die GABA-Rezeptoren und somit dämpfend auf das zentrale Nervensystem (ZNS). Sie potenzieren sich gegenseitig in ihrer Wirkung aber auch in ihren Nebenwirkungen. Das grösste Problem ist, dass bei Mischkonsum auch die dämpfende Wirkung auf das ZNS verstärkt wird. Je höher die Dosis einer oder beider Substanzen desto höher das Risiko einer potenziell lebensgefährlichen Atemdepression. Bei einer Dosis von 1mg Lorazepam und einem Glas mit 5-6% Alkohol hält sich dieses Risiko wohl in Grenzen. Dennoch ist es am Ende ein Spiel mit dem Feuer. Das zweite Problem ist, dass Alkohol das Risiko von paradoxen Reaktionen erhöht. Benzodiazepine wie Lorazepam wirken üblicherweise angstlösend, beruhigend etc. Durch den Mischkonsum mit Alkohol erhöht sich das Risiko einer paradoxen Wirkung, also der Verstärkung von Angst-, Unruhe- und Erregungszuständen, Schlafstörungen bis hin zur Aggressivität.