Sich selbst belügen – Schutzmechanismus?
Hallo,
ich habe eine Frage.
Kenne eine Person, die sich öfter mal selbst widerspricht.
Es passiert eigentlich nur bei negativen Dingen. Ich habe das Gefühl die Person will einfach nicht damit konfrontiert werden.
Zum Teil passiert das sicher jedem Mal, aber hier ist es sehr auffällig.
Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es bewusste Lügen sind.
Ist das eine Krankheit, wenn es grössere Ausmasse annimmt ?
Wenn zum Beispiel einmal erzählt wurde man wurde in der Kindheit geschlagen und dieses Thema kommt irgendwann Monate/Jahre später nochmal zu Sprache, dann wird widersprochen das je gesagt zu haben und streitet das vehement ab. Manchmal bleibt es im weiteren Verlauf bei dieser Meinung oder es kommt auch vor, dass einige Zeit später, wenn man vielleicht besser drauf ist, das doch dann wieder zugegeben wird.
So geht es mit unterschiedlichen Themen.
Ist das ein Trauma oder Blockade ?
Im Gespräch hinterfragt/zweifelt man dann oft an seine eigene Wahrnehmung, aber da es immer wieder mal passiert, ist es schon sehr auffällig.
Das gleiche passiert bei anderen negativ besetzten Themen zum Beispiel, wenn man nach Ursache der letzten gescheiterten Beziehung fragt usw
Wenn man dieser Person bei der vermeintlich falschen/gelogenen Antwort anschaut, dann sieht es aber nicht so aus, als ob diese lügt, sondern als ob sie das was sie sagt wirklich selbst glaubt.
Hallo Nattiede,
Ja, das ist ein Trauma und damit gleichzeitig eine Blockade. So wie Du es beschreibst, ist es für mich ganz offensichtlich, dass diese Person in einem inneren tiefen Konflikt steckt. 😢
Am Ende ist die Person erwachsen geworden, und hat sich irgendwie ein Bild zurecht gelegt / angepasst , wie die Vergangenheit gewesen ist. Das kann mal mehr A sein, oder mal mehr B sein, oder mal mehr C sein. Diese Person glaubt dann wirklich dass es so ist.
Dabei ist jede Person individuell, manche Kinder reagieren auf ein Trauma mit Aggression, andere mit Rückzug, wieder andere mit Selbstverletzung, und noch andere mit “den Clown spielen”.
Wie ist die Person denn sonst so? Wenn er/sie nicht konfrontiert ist?
Du Nattiede hingegen scheinst psychologisch / emotional überdurchschnittlich intelligent zu sein, dass Dir das alles so aufgefallen ist. 🙏
Mein Tipp für Dich:
Aber je größer der Schmerz hinter dem Trauma ist, desto schwieriger ist die Aufarbeitung.
PS: Kannst ja mal ein bisschen mit Google Recherchieren bezüglich Trauma & Verdrängung, und psychologische Hilfe.
Ich wundere mich nur, dass die Psychotherapeutin nach 1 Jahr Therapie dies nicht erkennen konnte. Ihre Diagnose war Anpassungstörung wegen lebensverändernden Umständen.
Ja, vielleicht arbeitet diese Therapeuten an “oberflächlicheren” Themen … also an der Eisspitze statt an den Themen die unter der Wasseroberfläche liegen.
Vielleicht ist das sogar Absicht … obwohl ich denke, dass es so nicht viel bringt….
Ich habe zudem auch das Gefühl, dass diese Person ein falsches Selbst entwickelt hat. Ist zwar nach aussen Selbstbewusst, aber im Innern ist der Selbstwert gering scheinbar. Sieht den Sinn des Lebens immer in anderen Leuten- also seinem Kind und auch seinem Lebenspartner, so als ob die anderen für sein Glück verantwortlich sind. Ohne diese Leute, keine Motivation oder Lebenswillen.
Hallo Nattiede,
Ja, ein falsches Selbst, im inneren wenig Selbstwert, das ist schon oft so nach einem verdrängten Trauma. 😢 Auch, dass die anderen für das Glück verantwortlich sind…. Es gibt Millionen von Menschen denen es so ähnlich geht.
Viele leben in einer Art Seifenblase statt in der Realität. Und wer dann nicht offen ist, der lebt sein Leben am echten Leben vorbei.
Und viele von solchen machen dann Fehler, Beziehungen gehen in die Brüche, es entstehen Süchte, und mit 50 ist das Leben wie ein Scherbenhaufen.
Es ist traurig zu sehen, und Du kannst es nicht ändern. Du kannst nur Deine Sichtweisen weitergeben, wenn jemand dafür offene Ohren hat. 🙏 💖
PS: Manche werden erst dann wach / offen für die Wahrheiten, wenn ganz viel kaputt gegangen ist, oder nach einer schweren Krankheit. Es ist aber auch dann nie zu spät, ein neues Leben anzufangen.
Ja … und ich finde darüber hinaus:
Niemand kann was dafür wenn er als Kind traumatisiert wurde … und die daraus entstehenden psychischen Probleme. 🙏
Aber als Erwachsener liegt es in den eigenen Händen wie schlimm oder wie gut es wird. Denn wie Du sagst: Wenn Einsicht und Wahrheitsliebe da ist, dann wird es im Alter immer Besser mit der Psyche.
Ohne Einsicht wird es aber ggf. immer schlimmer…. 😢
Vielen Dank. Dann ist meine Einschätzung richtig. Schlimm ist aber auch die oft fehlende Einsicht dieser Menschen
Ja, hat nicht viel gebracht und da ich ein Interesse hatte, der Person zu helfen, habe ich auch mal mit der Therapeutin geredet, aber sie hat mich leider nicht Ernst genommen. Vielleicht ist das im Rahmen der Psychotherapie nicht so aufgefallen, aber wenn man die Info hat, hätte man das sicher triggern können
Wir alle leben in einem Spannungsfeld von Aussagen, die nur situativ richtig sind und sich auf den ersten Blick widersprechen.
Ich hatte gestern erst eine Diskussion mit meinem Sohn über die beiden Sätze “Man sollte etwas ausprobieren, bevor man darüber urteilt” und “Man muss nicht in den Misthaufen springen, um zu wissen das er stinkt”. Absolut gesehen widersprechen sich die beiden Sätze, aber situativ differenziert sind beide richtig.
@ Panazee Ja, Du hast sicher Recht sowas gibt es auch, aber ich denke schon, dass es hier um etwas anderes geht. Ich meine es geht ja hier um Antworten, die mit ja oder nein beantwortet werden können wie zum Beispiel, ob man in der Kindheit geschlagen wurde oder nicht. Ich wüsste jetzt nicht, was da für Missverständnisse auftauchen sollten.
Sich selbst zu belügen ist mit das dümmste was man machen kann.
Die Probleme daraus hast du ja sehr schön nieder geschrieben.