Reagiert die Aldehydgruppe überhaupt bei der Fehling-Probe?
Hallo, ich frage mich jetzt schon lange, wie das sein kann, dass die Fehling-Probe Aldehyde nachweist (positiv = roter Niederschlag durch reduziertes Kupfer). Dabei reagiert nach neusten Erkenntnissen jedoch nicht die Aldehydgruppe zu einer Carboxygruppe, sondern zum Glucoson. Woher weiß man dann aber, dass man ein Aldehyd vorliegen hat. Und vor allem sagt man ja bei Zuckern, dass sie für diesen Nachweis in offenkettiger Form vorliegen müssen. Da aber nicht die Aldehydgruppe reagiert, ist das doch irrelevant?
Ich kann das einfach nicht mehr einordnen, weil alle Quellen noch von dem alten Stand ausgehen (Reaktion zu Carbonsäure) und würde mich sehr über eine Antwort freuen 🙂
So neu sind diese Erkenntnisse jetzt nicht. Das weiß man bereits seit fast 100 Jahren.
Die Fehling Probe weißt reduzierende Zucker (also Aldosen und Ketosen), Aldehyde und α-Hydroxyketone nach.
Falls du da was ganz genaues drüber lesen willst, auch was den Schulunterricht dazu angeht, wirf mal diesen Link in diese “Suchmaschine” 😉
Danke erstmal, aber müsste das nicht auch in der cyklischen Form von z.B. Glucose funktionieren, weil die Aldehydgruppe ja trotzdem unverändert bleibt?
Den genauen Mechanismus kenn ich nicht, aber es kann sein, dass die offenkettige Form zumindest soweit relevant ist, dass die OH-Gruppen richtig stehen müssen für eine Reaktion und das in Ringform nicht geht. Saccharose schlägt ja z.b. nicht auf die Fehling Probe an, weil sie nicht reduzierend ist bzw sie sich nicht öffnen kann. Und das obwohl sie ja Glucose enthält.
Danke, das hat mir wirklich geholfen.
Das ist richtig. Du kannst Cu(II) auch z.b. mit Hydrochinon reduzieren.
Für gewöhnlich macht man so einen Test wie die Fehling Probe, wenn man einen konkreten Verdacht auf eine spezielle Gruppe hat oder eben etwas nachweisen will (also z.b. dass Saccharose nicht reduzierend ist).
Natürlich darf dann nichts anderes da sein, was das verfälscht. Und ein positiver Fehling Test ist eben deswegen noch lange kein Beweis für eine Aldehydgruppe, sondern lediglich für die reduzierende Eigenschaft der getesteten Spezies.
Okay, vielen vielen Dank, noch eine letzte Frage: kann nicht alles, was irgendwie reduzierend wirkt, dazu führen, dass CuO entsteht? Oder wieso genau “reduzierende Zucker (also Aldosen und Ketosen), Aldehyde und α-Hydroxyketone”?
Noch zur Ergänzung der bereits gegebenen Antwort: Möglicherweise besteht der Denkfehler darin, reduzierende Zucker und Aldehyde gleichzusetzen. Nicht jedes Aldehyd reagiert positiv in der Fehling Probe, Benzaldehyd reagiert z.B nicht.
Das (erste) Reaktionsprodukt mit Glucose ist Glucoson, hast du ja bereits erwähnt . Der Mechanismus wurde 1960 publiziert und scheint über ein Enolat zu laufen. D.h das Aldehyd muss enolisierbar sein. Steht auch in dem unten verlinkten paper aus der Chemkon.