Ist es sinnvoll Druck zu machen, sich in eine Therapie zu begeben, wenn ein Freund immer stärkere Depressionen und Ängste hat und im Job überfordert ist?

Ich kenne ihn 7 J.

Als ich ihn kennenlernte, erzählte er, daß er ADHS und extreme Minderwertigkeitskomplexe hat. Durch seine Erziehung hat er viel Kritik und Leistungsdruck erfahren und fühlt sich zunehmend als der Loser, der für keinen gut genug ist und nur Kritik erfährt.

Über die Jahre zeigte er riskantes Sexualverhalten außerhalb seiner langjährigen Beziehung, die auch nach 15 Jahren zerbrach.

Direkt nach der Trennung hielt er es alleine im Haus nicht aus und lebte wochenlang bei seinem Kumpel und dessen Frau, suchte wahllos Anerkennung bei fremden Frauen und kämpfte parallel um die Ex, während er schon eine neue Partnerin nach 45 Tagen hatte und dazu die exzessiven Online Kontakte und Kontakt zu seiner ehemaligen F+.

Er wechselte seit 2017 drei mal den Job, weil er überfordert und ausgelaugt war und den Anforderungen nicht gerecht wurde.

Dennoch arbeitet er bis zum Umfallen, um das, was er innerhalb der Arbeitszeit nicht schaffte, aufzuholen und klagt seit 2021 über ein zunehmendes Burn Out.

Während das Haus, in dem er mit der Ex wohnte, noch zum Verkauf stand, wurde bereits ein nagelneues Haus mit der neuen Partnerin gebaut, dazu einmal klein und 9 Monate später groß mit 120 Leuten die Hochzeit gefeiert, während er noch in der Probezeit ist und bereits jetzt wieder überfordert ist.

Es wurde eine teure Designer Küche angeschafft und ein neues Auto.

Dazu soll jetzt auch noch ein Hund her.

Er zieht sich seit April extrem zurück, schildert Überforderung, Angst in Bezug auf Geld, pausenlos Gedankenkarussell ob das mit Haus, Job und Geld so klappt.

Er zieht sich extrem vor Freunden zurück, sagt kurzfristig Verabredungen ab, die schon lange geplant sind, lacht nicht mehr, schläft extrem viel.

Er sagt, an manchen Tagen ist ihm alles egal und er lässt lange Freundschaften sterben indem er den Leuten nicht mehr antwortet.

Dazu kommen Probleme mit Krankheiten und Todesfällen in seinem direkten Umfeld. Sein bester Freund ist kürzlich tödlich verunglückt aufgefunden worden, nachdem er 1 Monat vermisst war.

Eine Therapie hat er die Jahre über immer abgelehnt. Er könne das nicht.

Er entschuldigt sich bei mir (beste Freundin), dass er zuletzt so kalt war und sich nicht mehr meldet.

Er habe täglich Hochs und Tiefs und Phasen der Gleichgültigkeit, auch Freunden gegenüber.

Er wolle dies super gerne ändern, aber wisse nicht wie.

Man sieht, dass er nur noch fertig ist, alle Hobbies aufgibt und nur noch grübelt und sich zermürbt. Er hat auch 15 kg zugenommen und hat Bluthochdruck und 4 Unfälle wegen Unachtsamkeit in den letzten 4 Jahren gehabt, mit Kapselriss, Knochenbrüche und einem ausgeschlagen Zahn.

Ich habe jetzt einen Therapeuten in seiner Nähe gefunden (15 min von der Arbeit), der Kapazität hat, auf ADHS und Trauma spezialisiert ist, auch Diagnosen stellen kann und eng mit einem Psychiater zusammen arbeitet. Er hat selbst ADHS und kann sich einführen.

Arbeitet auch nachmittags und per Zoom.

Ich habe ihm das vorgeschlagen (per WhatsApp) und ihm Infos über ADHS, Depressionen und Mediktion und Therapie geschickt.

Auch versucht, ihn anzurufen, aber er wich den Anrufen aus.

Schrieb” ja, möchte die Hilfe aber heute ist echt schlecht”.

Würdet Ihr dran bleiben und versuchen, ihn davon zu überzeugen und ihn weiter aufzuklären?

Die Infos über ADHS und Depressionen und über Medikinet hat er bisher gar nicht geöffnet.

Es kann aber auch nicht so weiter gehen.

Er ist unglaublich sensibel und verletzlich und hat sich bisher gar nicht damit befasst, was ADHS genau ist und wie das alles im Gehirn abläuft.

Auch was Psychologie betrifft, hat er kein Vorwissen. Für ihn ist das bisher nur Pandoras Box.

Seine Frau ruft laufend besorgt bei seinen Eltern an, macht aber ansonsten bei dieser ganzen teuren Anschaffungen mit und möchte jetzt noch einen Hund anschaffen. Urlaub machen sie auch nur punktuell, da er meint, die Firma sei sonst sauer.

Macht es Sinn, da Druck zu machen, dass er eine Therapie testet oder sollte man ihn einfach in sein Loch weiter rein fallen lassen?

Ich finde nicht, dass ihm diese unglaublichen Geldausgaben für Designerküche, Hund samt Welpenschule, neue Auto (Zweitwagen), 2. Hochzeitsfeier mit 120 Gästen gut tun, wenn er noch in der Probezeit ist und sich erneut im Job unwohl fühlt und wegen Geld Angstattacken hat.

Wenn ich mich im Job nicht wohl fühle und nach der Probezeit nochmal was Neues suchen müsste, hätte ich bei den Unkosten auch Angst.

Mir kommt das fast schon bipolar vor und ich verstehe nicht, warum man das als Partner so laufen läßt und diese immensen Ausgaben forciert.

Stattdessen werden seine Eltern angerufen, die viel von dem Druck und den Problemen erst in der Kindheit aufgebaut haben.

Eine Therapie muß man wollen, das ist klar..Für mich sieht es aber düster aus, wenn er keine macht.

7J. wachsende Depressionen finde ich zu lange, zumal sie jetzt über Monate anhalten.

Soll ich weiter Überzeugungsarbeit leisten oder es lassen?

Durch eine Therapie würde er auch im Beruf besser klar kommen. Bin kein Therapeut, aber das ist alles ungut.