Ist das noch “lebenswert”?
Ich weiß, dass der Begriff “lebenswert” vor allem in Deutschland und Österreich aufgrund der Euthanasie negativ konnotiert ist. Und so erstmal ein herzliches Hallo aus Österreich.
Ich bin in meiner Freizeit ehrenamtlich in vielen Bereichen tätig. Ich werde von meinen Partnervereinen kontaktiert, wenn es einen Klienten gibt, mit dem diese selbst überfordert sind. Sozusagen hart auf hart kommt.
Jedoch zu meiner Frage. Betreue zur Zeit einen Herren, der wegen einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt, aber der wird schon wieder!
Dann musste ich 10 min im Gang warten und ich kam mit den dementen Damen (von einigen würde ich deutlich ins Zimmer geladen, ich würde geküsst, als Herr Doktor angesprochen oder eine Konversation war bei bestem Willen nicht möglich) in Kontakt. Unmöglich eine Unterhaltung zu führen. Ich wusste von Demenz aber nicht wie krass das ist. Die sind ja gar nicht mehr kognitiv präsent. Die sind praktisch schon tot, nur ihre Hülle wird noch gepflegt, bis diese auch verstirbt. Ich denke, dass man im jüngeren Alter eine Verfügung schreiben können müsste, um in so einem Zustand Sterbehilfe durchzuführen. Unsere Politiker sollen lmal wie ich sechs Wochen fast täglich in so ein Heim, dann würde sich da schnell etwas tun in dem Bereich. Die armen Schwestern tun mir auch leid.
Dann ist noch eine Frau verstorben. War das ein Chaos. Mit Rettung und Notarzt….
Heute bin ich erledigt. Was denkt ihr darüber. Habt ihr schon Erfahrungen mit dementen Menschen gemacht? LG Jay
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Ich habe viele Menschen mit Demenz getroffen. Auch hatten wir selber einen Fall in der Familie. Die meisten Betroffenen können sehr wohl ein “lebenswertes” Leben führen, auf ihre Weise.
Man sagt, Demenzkranke leben in ihrer eigenen Welt. Dadrinnen können sie zufrieden sein und ihre Freude haben. Erst wenn wir versuchen, sie in unsere Welt zu ziehen oder mit “unseren” Werten zu betrachten, wird Demenz wirklich schlimm.
Guten Abend,
ich bin da ganz deiner Meinung. Ich und meine Familie mussten zusehen, wie der Mann meiner Tante durch einen Gehirn-Tumor immer dementer wurde. Zu sehen, wie jemand selbstständiges in kürzester Zeit zum Pflegefall wurde, war wirklich schlimm. Es hat ein Jahr voller Leid gedauert, bis er durch den Tumor starb. Es ist bitter, dass es trotz der schlechten Prognose keine Möglichkeit gab, ihm dieses Leid zu ersparen.
Ich hoffe, dass er trotz der Demenz, mit dem Wissen gestorben ist, dass seine Liebsten für ihn da waren und um ihn Trauern.
Ich finde es unmenschlich, dass man nicht entscheiden darf, wann das eigene Leben nicht mehr lebenswert ist. Unter diesen Umständen habe ich keine Lust, Alt zu werden. Aber selbst wenn man es selbst beendet, zahlt die Lebensversicherung nicht. Egal wie man es dreht und wendet, man wird dazu gedrängt, das Leben bis zum letzten Tag auszukosten, egal wie bitter es ist. In diesem Punkt ist Deutschland einfach rückständig. Jeder sollte für sich selbst entscheiden dürfen, wann es vorbei ist.
Ich wünsche dir alles Gute.