Hat der neue Drogenbericht der UN negative Auswirkungen auf die Legalisierung von Cannabis?
Hallo zusammen,
Der steigende Konsum von Cannabis führt laut einem Bericht der Vereinten Nationen zu einer zusätzlichen Belastung von Gesundheitseinrichtungen:
Hat dieser Bericht Auswirkungen auf politische Entscheidungen bezüglich der Cannabis-Legalisierung? (nicht nur in Deutschland, sondern weltweit)
Meines Erachtens – wie könnte es auch anders sein – spricht dieser Bericht für eine Regulierung des Drogenmarktes, wie sie durch die Prohibition nie erreicht werden kann. Was speziell in den Medien aufgegriffen zu werden scheint, ist die Entwicklung des illegalen Drogenmarktes und die Folgen des Konsums von Schwarzmarkt-Drogen.
Man beachte, dass hier Therapien im Kontext illegaler Drogen gemeint sein müssen. Dass Cannabis, als mit Abstand am meisten konsumierte illegale Droge, vorne liegt, erscheint mir logisch. Es entsteht ein verzerrtes Bild, wenn man nicht weiß, dass hier nicht die Gesamtheit der stattgefundenen Therapien betrachtet wird.
Dass ein großer Teil dieser mit schädlichem Alkoholgebrauch in Zusammenhang steht, darf auch erwähnt sein. Ebenso, dass zumindest in Deutschland ein nicht unwesentlicher Teil von Therapien im Zusammenhang mit illegalen Drogen zur Auflagenerfüllung durchgeführt wird, aus medizinischer Sicht also nicht unbedingt nötig sind und gemessen an den Polizeiberichten zunehmend mehr gegen Konsumenten vorgegangen wird. Als Referenz:
Cannabisbezogene Störungen in der Suchthilfe: Inanspruchnahme, Klientel und Behandlungserfolg, https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911/a000404
Fahndungsziel Kiffer, https://blogs.taz.de/drogerie/2021/04/22/fahndungsziel-kiffer-2/
Dass mit der absoluten Zahl der Konsumenten, die übrigens trotz Verbot steigt, auch die absolute Zahl der Fälle von problematischem Konsum und konsumbedingten gesundheitlichen Folgen zunimmt, erscheint mir abgesehen davon auch erst einmal logisch. Insbesondere dann, wenn man berücksichtigt, dass die Aufklärung in diesem Bereich eher so naja ist, Leute mit durch den Gebrauch illegaler Drogen verursachten gesundheitlichen Problemen mitunter Angst vor Strafverfolgung haben, weshalb sie sich eher später als früher zum Arzt begeben und Substanzen, die man am Schwarzmarkt beziehen kann, nicht normiert sind und sogar mit gefährlichen Zusatzstoffen versehen sein können. Oder grafisch dargestellt:
Bildquelle: https://twitter.com/DrPTaylor
Das ist im Wesentlichen ein Problem mangelnder Normierung und Deklaration. Das ist, als würde man eine Flasche Schnaps trinken, statt einer Flasche Bier und sich dann wundern, dass man sturzbetrunken ist.
Der original Bericht der UN ist übrigens einigermaßen umfassend. Was gerade durch die Medien geht, ist dagegen einigermaßen abgespeckt.
World Drug Report 2022, https://www.unodc.org/unodc/en/data-and-analysis/world-drug-report-2022.html
Auch interessant: Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung > Kritik, https://de.wikipedia.org/wiki/Büro_der_Vereinten_Nationen_für_Drogen-_und_Verbrechensbekämpfung#Kritik
Und das ein Tag nach dem Weltdrogentag…
13 Forderungen für die Entkriminalisierung von Personen, die illegale Drogen nehmen, https://www.entkriminalisierung.info/#Die13Forderungen
Danke sehr ⭐
Nein, Auswirkungen des Berichts auf die anstehende Legalisierung von Cannabis wird das m.E. nicht haben, da das UNODC turnusmäßig vor allen möglichen Drogen warnt und dies quasi die ureigene Aufgabe des UNODC ist.
Gemäß Empfehlung der World Health Organisation (WHO) hat die Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen Cannabis (Kraut) und Haschisch 2021 aus der Liste der gefährlichsten Drogen gestrichen.
Der Spiegel-Bericht ist also weitgehend als (Anti-Drogen-) Propaganda zu betrachten, zumal er sich in weiten Teilen auch mit Kokainschwemme und dem Opiatabhängigkeitsphänomen in den USA befasst, was mit Cannabis rein gar nichts zu tun hat.
Die (bundesrepublikanischen) “Legalisierungsmacher” (Lauterbach, Buschmann, Blienert”) werden den Spiegel-Artikel nicht als Hinderungsgrund werten. Möglich ist aber, dass wir (nur) eine verwässerte Legalisierung, ähnlich wie in Luxemburg, bekommen.
Das will ich doch mal sehr hoffen! Diejenigen, die sich politisch damit beschäftigen, werden den sicher auch lesen.
Na hoffentlich