Geschichte des Kolonialismus?
Liebe gf Community, denkt Ihr man muss den Kolonialismus als Singularität betrachten, ähnlich wie mit dem Holocaust oder existiert er schon vor der Neuzeit und fand halt nie eine so starke Ausprägung?
Mir würden da spontan die arabischen Eroberungszüge einfallen oder das Römische Reich, die Mongolen… aber mir ist auch klar, dass der europäische Kolonialismus da einen traurigen Höhepunkt erreicht hat.
Persönlich ist vielleicht auch problematisch, dass man zum Beispiel den belgischen Kongo nicht mit den französischen Kolonien in Nordamerika vergleichen kann usw.
Nur ist das als Singularität anzusehen oder gab es vergleichbare Zustände schon davor.
Mir ist klar, dass das ein Thema ist, das viele Konflikte verursachen kann, aber bitte bleibt nett!
Allen noch eine schöne Woche!
Kolonialismus gibt es, seit die Menschheit sesshaft wurde, also seit mehr als 10.000 Jahren. Dagegen ist der Holocaust tatsächlich eine Singularität.
Der ist AUCH nicht mit dem 2000 Jahre alten Judenhass zu vergleichen, und schon gar nicht zu entschuldigen.
Kolonialismus gab es schon immer. So ziemlich jede Expansion eines Reiches in der Antike und im Mittelalter war in gewisser Weise Kolonialismus. Ein gutes Beispiel wäre das Karthagische Reich, welches in der Antike sämtliche Kolonien im Mittelmeer hatte, bevor es von Rom erobert wurde.
das Zeitalter des Kolonialismus beginnt praktisch mit der Entdeckung der neuen Welt, mit der sehr schnellen Etablierung des tricont-handels und wurde flankiert durch die philosophische pseudobiologische Rechtfertigung der ‘Überlegenheit Der weißen Rasse’.
Der Kolonialismus führte dazu dass Europa und Nordamerika sich praktisch die gesamte Welt unterwerfen konnten.
die lange Zeit Dauer und das umfassende ausgeklügelte stabile geschehen verbieten es von einer Singularität zu sprechen.
Der Vergleich mit der Antike führt in eine Irrgasse, weil die Verhältnisse komplett unterschiedlich sind.
Die Mongolen und die muslimischen Eroberungskriege waren wohl nicht in der Antike. Auch das zaristische Russland und die Expansion nach Osten waren das nicht.
Also eigentlich geht es mir nur darum zu wissen, wie der Kolonialismus moralisch zu bewerten ist. Dann wäre eine Singularität ein neues Ereignis, das sich klar von dem davor abgrenzt und das würde ja dann auch deine Meinung sein.
Ich hätte den Holocaust wohl nicht erwähnen sollen, weil das sehr schnell zu missverständnissen führt, was ich eigentlich meine.
Nein, der Kolonialismus ist keine Singularität, sondern schon eine Pluralität.
Dabei ist es fast egal, wohin du schaust: Kolonialismus war nahezu ubiquitär.
Auch in der Antike gab es so etwas wie Kolonialismus – natürlich nicht nach den klassischen Kategorien des Kolonialismus der Europäer.
Gruß, earnest
Stimmt, nur würdest du sagen, dass der Kolonialismus in der Neuzeit sich so sehr von dem davor unterscheidet, dass er wohl eine Singularität darstellt?
Kommt darauf an, ob du (wie Lenin und andere) den Faktor Kapitalismus mit einbeziehst.
Ich neige nach wie vor dazu, den Faktor der Unterwerfung der “Eingeborenen” und die Ausbeutung ihres Siedlungsgebietes/Landes/… als wichtiger einzuschätzen.
Genau, aber das war doch ein Phänomen der Neuzeit, oder?
Der Kolonialismus auf Wikipedia geht nur darum und schliesst fast vollständig alle anderen Eroberungszüge aus, sodass der Kolonialimus nach der Entdeckung Amerikas also irgendwie eine Singularität zu sein scheint.
Mich hat das nur verwirrt, weil es ähnliche Situation schon zuvor gab und man die dann nicht mit einbezieht.
Nur ein Gedanke: Waren nicht die Eroberungen der Römer (Römisches Reich) auch schon Kolonialismus?
Und entsprechend die Eroberungszüge anderer Völker vorher und nachher ebenfalls?
Uppps. hast du ja selbst schon geschrieben – hatte es nicht gesehen