Frage zu Bewusstsein?
Angenommen, durch einen Big Crunch u. Big Bounce würde sich das Universum wieder auf eine Singularität verdichten u. dann exakt wie vorher expandieren, also so, dass sich die Welt exakt gleich entwickelt wie die davor: Würde dies zu einer Reinkarnation jedes Lebewesens führen?
Ich meine das folgendermaßen
Es gibt verschiedene Teilchen in der Physik. Nehmen wir Protonen. Davon gibt es eine begrenzte Anzahl, zwar groß, aber begrenzt. Wenn jetzt nach dem Big Bounce ein solches Proton herumschwebt whatever, ist es das Teilchen 12345 der Kategorie Proton. Es unterscheidet sich allerdings nur durch den Ort, an dem es sich befindet, von den anderen Protonen, ansonsten sind alle Protonen exakt gleich, sonst wären sie keine Protonen.
Gleichwohl ist es so, dass mein Bewusstsein sich gerade aus Teilchen 789 der Kategorie XYZ u. Teilchen 567 der Kategorie ABC u. weiteren zusammensetzt. Anders als der restliche Körper bleiben die Hirnzellen ein Leben lang dieselben.
Das führt mich zu folgender Frage:
Würde das eingangs geschilderte Szenario zu einer Reinkarnation führen, weil mein Bewusstsein durch DAS Teilchen 567 der Kategorie ABC u. DAS TEILCHEN 789 der Kategorie XYZ usw. gebildet wird, oder ist es so, dass mein Bewusstsein dadurch gebildet wird, dass EIN Teilchen der Kategorie ABC u. EIN Teilchen der Kategorie XYZ usw. JETZT GERADE HIER mein Bewusstsein erzeugen?
Weil wenn letzteres der Fall ist, ist das Bewusstsein zwar materiell erzeugt, aber lässt sich nicht auf die Materie zurückführen. Also ich weiß nicht genau, wie ich das beschreiben soll. Jedenfalls wäre dann keine Reinkarnation von mir als Ich möglich, sondern es würde lediglich eine Person erneut entstehen, die so aussieht wie ich, dieselben Erfahrungen macht wie ich, aber sie nicht in dem Sinne ist, dass ich quasi in einem ewigen Wiederholungskreislauf gefangen wäre.
Es ist ja auch so, dass einzelne Teilchen bspw. nicht leidensfähig sind.
Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine, u. mir kann jemand eine Antwort geben.
Ich verstehe wohl, was du meinst.
Nein, das Universum würde nicht in den Details reproduziert werden. Das verhindert die Quantenmechanik. Im dichten Gedränge und bei der hohen Energiedichte am Anfang sind die Quantenzustände nicht eindeutig. Auch heute, auf der kühlen Erde mit ihren geringen Dichten sind zwei benachbarte Protonen nicht individuell nummerierbar, wenn sie nahe genug aneinander sind. Das kann man z.B. bei den Rotations-Anregungen des Wasserstoffs bemerken: Bei einem Molekül aus zwei H-Atomen macht es keinen Unterschied, ob die beiden Protonen die Plätze tauschen. Bei einem Molekül aus Wasserstoff und einem Deuterium (HD) aber schon, und darum haben die zusätzliche Rotationsanregungsenergien zwischen zwei Stufen von HH.
Da nun die Teilchen quantenmechanisch keine Individuen sind, würde nach einem Big Crunch und neuem Urknall nicht exakt die gleichen Konfigurationen entstehen können. Ein Zufälliger Faktor bleibt immer bestehen. So werden sich zwar wieder Galaxien bilden, aber nicht exakt die gleichen. Das setzt sich auch bis zu den Sternen, Planeten, Lebensformen und Individuen fort.
Das Bewusstsein besteht nicht aus Teilchen, obwohl sie die Grundlage dafür bilden. Der Effekt des Bewusstseins entsteht als holistischer Effekt beim Zusammenwirken einer großen Zahl von Teilchen.
Das ist vergleichbar mit dem Druck eines Gases: Theoretisch könnten alle sich Teilchen des Gases zufällig auf einer Seite eines Gefäßes ansammeln, so dass die andere Seite durch ein Vakuum druckfrei ist. Es gibt kein Gesetz, der es einem Einzelteilchen verbietet, sich an einer Seite des Gefäßes aufzuhalten. Bei einer astronomischen großen Zahl von Teilchen trifft aber ein neuer Effekt auf, der Emergenz genannt wird: Die Teilchen verteilen sich gleichmäßig im Raum, obwohl ein einzelnes Teilchen das nicht würde.
Gleiches erlebst du bei Ameisenhaufen: Während eine einzelne Ameise recht beschränkte geistige Kräfte hat und nur wenige Monate lebt, kann ein Ameisenhaufen planmäßig Vorräte für den Winter anlegen und eine komplexe Architektur zur Verteilung von Luft und Wärme aufbauen.
Es kann keine exakte Kopie eines Universums oder auch nur eines Gehirns geben, die dem anderen in allen Quantenzuständen gleicht. Darum werden lokale Unterschiede immer auch zu globalen Änderungen und Effekten führen.
Danke dir, also dann hatte Nietzsche auch quasi Unrecht, weil er berief sich mit seiner ewigen Wiederkunft ja darauf, dass es egal ist, wie unwahrscheinlich eine exakt gleiche Entwicklung ist, weil die Zeit unendlich u. es somit nur eine Frage der Zeit ist, bis sich alles wiederholt?
Da das Universum nicht auf einen Big Crunch zusteuert, liegt Nietzsche wohl neben der Realität. Wenn das Universum sich beschleunigt ausdehnt und im Kälte-Tod einfriert, wiederholt sich nichts.
Das halte ich für mehr als unwahrscheinlich. Wenn nur ein Quant mehr oder weniger entstünde, die Ladungszahlen nur einen Hauch anders, oder der Spin von Teilchen, oder die Masse, würde ein vollkommen anderes Universum entstehen. Selbst wenn sich zu Beginn alles gleich entwickeln würde, weiss man immer noch nicht, welche der fast unendlichen Möglichkeiten, die die Naturgesetze bieten, sich manifestieren würden. Ich denke also mal, nein.
Das halte ich für mehr als unwahrscheinlich.
Ich bin zwar irgendwie bei dir. Nur frage ich mich, wie der Begriff Wahrscheinlichkeit funktioniert, wenn Elementarereignisse in verschiedenen Universen stattfinden.
*** Frage zu Bewusstsein?
Das Problem ist der absolute Determinismus. Dabei spielt in diesem Falle der Selbsterhaltungstrieb eine große Rolle. So ignoriert das Unterbewusstsein oft die Tatsache, dass alles bereits vorbestimmt ist, und teilt dem Bewusstsein mit, es solle bitte eine andere Lösung dafür finden, dass das Bewusstsein nicht Herr seiner Gedanken ist und das Geschehen nicht lenken kann. Somit ist Bewusstsein nur eine zufällige Anordnung der Substanz, die sich Universum nennt.
Und genau das mag das Unterbewusstsein nicht und erzeugt den vorbestimmten Gedankengang: Wer nicht Körper und Gedanken in Einklang bringt, wird nicht überleben.
Und dieses gilt es zu verhindern, indem er sich Konstellationen (Wunschdenken) ausdenkt, wie z.B. Reinkarnation mit besseren Möglichkeiten, oder neigt dazu, lieber zu glauben, die Zukunft sei noch unbestimmt, und die bestimmt verschränkt fluktuierende Unwahrscheinlichkeit sorgt dann dafür, dass man sein eigenes Unverständnis verschleiern kann.
Tatsache aber ist, dass auf diese Weise kein physikalisch vorhersagbarer Prozess sich wiederholen oder bestimmt werden kann, was eigentlich bedeutet, dass kein Naturgesetz eine verlässliche Gültigkeit hätte.
Daher:
Jede gedankliche Lösung führt entweder zu quanten-theologischen Glaubensbekenntnissen, wo z.B. der Ort eines Photons noch unbestimmt sei und sich in einer Wolke von wahrscheinlichen Aufenthaltsorten befinde, oder es führt dazu zu glauben, dass die Natur über mathematische Tricks und akausale Abstraktion verfügt, den Determinismus zu überlisten.
Letztendlich ist aber deterministisch vorbestimmt, dass der Big-Bonce zum Big-Chruch sich unweigerlich wiederholt, wenn die Zeit alle Möglichkeiten durchlaufen hat. Denn dann beginnt alles von neuem, und das Unterbewusstsein mag das nicht, dass dieses das Ende des Bewussten sein wird, weil es bei der Wiedergeburt nichts davon wissen wird, was es jetzt hätte besser machen können.
Und nun zu deiner indirekten Frage nach der Nummerierung.
Jeder Ort eines Planckchen Pixels in diesem Universum hat eine einzigartige 4D-Adresse und kein Ort kommt doppelt vor – nur unser 3D-bewusstes Sein hat dies noch nicht begriffen. Denn der Determinismus sagte die folgende Form voraus, wo alle Kombinationen neu „erwürfelt“ werden, bis alle Kombinationen durchgespielt sind und sich alles wiederholt. Daher werden wir nie wissen, wie vielmal wir das schon erlebt haben.
https://www.youtube.com/watch?v=mtrP9giFIY0