Frage von Jungjäger an Altjäger: warum keine SL-Büchsen?

Ich habe jetzt meinen Jagdschein gemacht und war bei Frankonia
um mir meine ersten Waffen zu kaufen.

Das ist gelogen!

Und selbst wenn Du jetzt 16 Jahre alt bist und somit die Jägerprüfung vom Alter her ablegen konntest, dann bekommst Du bis Du 18 bist erst einmal den Jugendjagdschein ausgestellt und darfst noch keine eigenen Waffen besitzen. Also kannst Du bei Frankonia noch gar keine eigene Waffe kaufen.

Wenn Du hier Jäger etwas fragst, dann sollte Dir (falls Du wirklich die Jägerprüfung bestanden hast) klar sein, dass die auch alle entsprechend ausgebildet sind und die rechtlichen Rahmenbedingungen kennen. Also versuche nicht, uns hier so einen Schwachsinn zu erzählen.

Inhaltlich zum Thema:  

Da sah ich gleich meinen Traum: eine .308 Win. Haehnel Ar-15. Im Internet stand es schon und die Verkäuferin hat es bestätigt: Altjäger sind gegen semi autos, obwohl diese nach meinem empfinden besser sind.

eure Meinung dazu?

Der Verkäufer hat recht und Dich gut beraten.

Zu dem was Du damit darstellst:

Ja, man wird angemacht / negativ angesehen oder gar weggeschickt. Und zwar aus mehreren Gründen und, wie ich meine, zu recht.

Das Problem ist das, was es über Dich aussagt und was die Anderen deshalb in Dir sehen. Und das mag Dir gefallen oder auch nicht, das mag zu Recht so sein oder auch nicht, egal. Du bist von diesen Anderen abhängig.

Es war sehr lange Zeit auch noch verpönt, dass Leute auf der Jagd mit “Tarnklamotten” erschienen sind. Also Kleidung mit Tarnmustern, wie sie auch beim Militär verwendet wurden und werden. Die Jägerschaft legt Wert darauf, nicht mit dem Militär oder einer “militaristischen Vereinigung” oder “waffengeilen Spinnern” verwechselt zu werden oder sich damit “optisch gleichzusetzen”. Das mit der Tarnbekleidung hat sich erst durch das Aufkommen moderner, speziell für die Jagd und den zivilen Bereich entworfener Tarnkleidung (Stichwort “RealTree” und ähnliches) geändert.

Aber zurück zu den Waffen:

Diese “militärisch/taktisch aussehenden Waffen” sind eben einfach nicht auf der Jagd akzeptiert. Selbst Leute, die so etwas mögen und selber besitzen sind auf der Jagd trotzdem mit einer anderen, nicht so “militaristisch anmutenden” Büchse unterwegs.

Denn es geht da, im wahrsten Sinne, um Leben und Tod. Und im Zweifel möchte ich nicht im Wald irgendwen neben mir herumlaufen haben, der scheinbar Wert darauf legt, “einen auf Rambo” zu machen. Und das kann man eben auch sehr wohl am Auftreten der Person und den Dingen die er verwendet festmachen. Und die Erfahrung zeigt, dass ruhige, besonnene Jäger eben nicht zu so etwas tendieren. Solche Waffen auf der Jagd sind eher typisch für “spätpubertäre, waffengeile Spinner”. Und solche Leute möchte man in der freien Wildbahn nun einmal nicht in seiner Nähe haben, der eigenen Sicherheit zuliebe.

Das betrifft somit also einerseits die Jägerschaft selber unter einander. Dazu kommt noch der Punkt “Außenwirkung der Jägerschaft”:

Wenn da einer mit so etwas zur Jagd erscheint, dann sagen sich die anderen Jäger “mit so einem Militaristen-Spinner wollen wir nicht eine einen Topf geworfen werden, was macht das denn für einen Eindruck” und dann wirst Du halt eben zukünftig nicht wieder zur Jagd eingeladen, bekommst kein Angebot in einem Revier “mitzujagen” und dort ggf. später einen “Begehungsschein” zu erhalten. 

Denn es geht natürlich auch um die Bevölkerung drum herum.

In dem Moment wo Du erkennbar als Jäger durch die Welt läufst repräsentierst Du damit auch “die Jägerschaft” und bist selber mit dafür verantwortlich, wie wir als Jäger von der Bevölkerung wahrgenommen werden.

Die Jägerschaft hat ohnehin in manchen Bevölkerungsteilen ein Akzeptanzproblem. Das würde sicher nicht dadurch besser, wenn die Jägerschaft da mit etwas durch die Welt laufen würde, was der Rest der Bevölkerung nur aus den Nachrichten aus irgendwelchen Kriegsgebieten kennt.

Was glaubst Du, was passieren würde, wenn die Polizei ständig Anrufe von verängstigten Waldspaziergängern / Anwohnern bekommen würde, dass da “Leute mit Sturmgewehren im Wald herumlaufen”?

Zum “Sinn und Unsinn” solcher Waffen bei der Jagd:

Es gibt keinen wirklich sinnvollen Grund so eine Klapperkiste bei der Jagd zu führen, da es schlicht nicht nötig ist und sogar Nachteile hat. Viel zu laut in der Bedienung, viel zu unpräzise (im Vergleich zu einem guten Repetierer mit ggf. auch längerem Lauf als die durchschnittlich viel kurzläufigeren AR-15 Derivate).

Selbst bei einer eventuellen Drückjagd oder einer Erntejagd (um das Maisfeld herum, während der Maishäcksler durchfährt), wo Du ggf. mal in die Situation kommst, dass Du mehr als einen Schuss abgeben wirst sollest Du vor jedem einzelnen Schuss überlegen, die Situation bewerten und dann nur bewusst und kontrolliert einmal abdrücken. Und diese “bewusste Handlung” nimmst Du Dir selber, wenn Du einfach nur “Peng-Peng-Peng” den Abzug immer wieder drücken kannst. – Das ist gefährlich, auch für die anderen beteiligten Personen. Und das umso mehr, wenn da ein “Frischling” am Werk ist, der direkt als “Jungjäger” meint mit so etwas in die Jagd einsteigen zu müssen.

Dazu kommt, dass Du in einem Halbautomaten max. 3 Patronen haben darfst, mehr wären eine Straftat. (was Du als Jungjäger auch wissen solltest) – Da habe ich bei entsprechenden (seltenen!) Jagdsituationen wo es vielleicht Sinn machen könnte mehrere Schuss “parat zu haben” in meinem Repetierer aber deren bis zu 10 und kann noch etwas machen, wenn Du schon am Gewehr herumhantierst um es nachzuladen bzw. das Magazin zu wechseln.

Generell:

Der Großteil der Jagd wird als Einzeljagd und vom Ansitz aus oder auf der Pirsch durch das Revier ausgeübt. Und Ziel der Jagd ist es, ein Tier sauber und mit einem Schuss zu erlegen, so dass es nicht unnötig leiden muss.

Wozu soll da ein halbautomatisches Gewehr in Militäroptik nötig und/oder sinnvoll sein?

Wenn Du z.B. das eine, ausgewählte Reh vom Ansitz oder auf der Pirsch erlegst, dann “schaust Du durch den Schuss”, also beobachtest beim Abdrücken bewusst durch das Zielfernrohr das beschossene Wild während Du abdrückst. Um zu sehen, wie es reagiert. Ob es “zeichnet” (also eine Reaktion auf den Schuss zeigt, die Dir ermöglicht zu beurteilen, ob Du gut = tödlich getroffen hast). Und das dauert ohnehin 1-2 Sekunden, eine Zeitspanne die Dir unter Adrenalin sehr lang vorkommt. Währenddessen hast Du genug Zeit schon einmal zu repetieren und somit für den Notfall einen weiteren Schuss zur Verfügung zu haben, falls es nicht wie gewünscht reagiert. – Der Punkt ist aber, dass Du es bewusst machst und es nicht automatisch “einfach so” passiert. Denn es gibt keinen sinnvollen Grund auf ein Tier durch pauschales, mehrfaches Abdrücken”einzuballern”.